Frieden mit Gaia – Perspektiven, Möglichkeiten und Grenzen von Kultureinrichtungen im Nachhaltigkeits-Transformationsprozess
Ein Beitrag von Ministerialrat Ralph Zinnikus
Ministerialrat Ralph Zinnikus, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Referat 416, Neue Kultureinrichtungen, Nachhaltigkeit
Vortrag im Rahmen des Symposiums
Gestern. Heute! Morgen?
Vom Museum der Spätmoderne, seinen Geschichte(n) und seiner Zukunft, Denkmalschutz, dem „Dritten Ort“ oder Klimakiste versus Klimakrise.
Teil III, 27. + 28. Oktober 2023
Klimakiste versus Klimakrise. Zukunftsfähig: das klimaneutrale Museum
Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, wie spezifische Antworten aus Kultur und Kulturwissenschaft und ihren Institutionen auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren können und welche Anregungen und Antworten von ihnen erwartet werden dürfen.
In der derzeitigen Debatte greifen wir im Wesentlichen auf die Naturwissenschaften zurück, deren Methoden uns Antworten versprechen. Die Geistes- und Kulturwissenschaften erscheinen hingegen zweifelhaft. Wohl kann auf naturwissenschaftliche Erkenntnis nicht verzichtet werden, jedoch ist die Verengung des Blickes auf sie wenig hilfreich.
Der kürzlich verstorbene französische Philosoph Bruno Latour gibt der Erde ihren mythologischen Namen Gaia zurück, der Göttin der ersten Generation, die gleichzeitig die Erde selbst und eine Metapher für sie ist. Die Erde war in den Ursprungsmythen vieler Kulturen stets eine Personifikation, ein Wesen, gewiss nicht ohne Schrecken, keinesfalls aber eine Schöpfung für die Selbstbedienung der Menschen.
Folgt man dieser Vorstellung, sehen wir das Wesen Erde im Kampf mit den Menschen unseres globalen Lebensstils, sehen ein, dass die Erde sich wehrt. Die begründete Befürchtung, dass wir diesen Kampf nicht gewinnen werden, dass Gaia die Möglichkeit hat, unsere menschliche Kraft gegen uns zu richten und uns in die Selbstzerstörung treibt, ist sehr heilsam gegen eine Hybris, die glaubt, sich die Erde untertan machen zu können. Wir lernen zu verstehen, dass die Welt mehr ist als Um-Welt. Letzteres ist nur der kleine Teil, den wir zu Leben brauchen. Gaia verliert nur eine Extremität, wir hingegen alles.
Es bedarf künstlerischer Darstellungen und kulturwissenschaftlicher Diskurse, um zu verdeutlichen, intellektuell zu wappnen und Bilder und Sprache zu vermitteln, die wir für das Verständnis der gigantischen Problemlage dringend benötigen. Der Vortrag wird versuchen, dies zu belegen und mit Beispielen zu versehen und gleichzeitig danach trachten, ein Alleinstellungsmerkmal dieser Herangehensweise herauszuarbeiten. Er sieht sich als Ergänzung zu den Gedanken, die praktische Lösungsansätze wie CO2-Bilanzierung und energetische Sanierungen in den Blick nehmen.
Den Mitschnitt des gesamten Vortrags könnt ihr euch hier ansehen.
Ministerialrat Ralph Zinnikus, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Referat 416, Neue Kultureinrichtungen, Nachhaltigkeit
Ralph Zinnikus, gelernter Buchhändler, Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität zu Köln. Anschließend Lehrer für Deutsch und Geschichte, Lehrerausbilder und Schulleiter in Mönchengladbach. Ab 2012 Dezernent für Weiterbildung und Kultur bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Seit Anfang 2022 Referatsleiter für den Aufbau neuer Kultureinrichtungen und Nachhaltigkeit in der Kultur im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, 2022 auch kommissarischer Leiter des Referates Theater/ Tanz.
Das Symposium wird gefördert und unterstützt durch: