Verletzliche Prozesse. Eine kuratorische Reflexion zum Museum im Umbruch.

Ein Beitrag von Prof. Dr. Doreen Mende

Direktorin der Abteilung Forschung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und assoziierte Professorin des Seminars für Kuratorik/Politik des forschungsbasierten Masters des CCC RP an der HEAD Genève/Schweiz.

Impulsvortrag im Rahmen des Symposiums
Gestern. Heute! Morgen?
Vom Museum der Spätmoderne, seinen Geschichte(n) und seiner Zukunft, Denkmalschutz, dem „Dritten Ort“ oder Klimakiste versus Klimakrise.
Teil II, 1.+ 2. September 2023
Wie weiter? Immer mehr ist nicht genug. Best Practice im Umgang mit Sanierung, Erweiterung, Umwidmung im Spiegel der erweiterten Museumsfunktion des Dritten Ortes.

Prozesse
Mit der kapitalistischen Moderne des Museums, in welchem die Objekthaftigkeit von Kunst zum Fetisch wird, werden Ausstellen und Forschen als zwei voneinander getrennte Prozesse behandelt: Oft zeigt die Ausstellung das Resultat des Forschens als abgeschlossenes Objekt als ob es ein Davor oder ein Anderswo nicht geben würde. Ausstellen und Forschen sind jedoch immer eng miteinander verwobene Bausteine der Kunst gewesen. Der Impulsvortrag unternimmt den Versuch, anhand von aktuellen kuratorischen Projekten der sammlungsübergreifnden Forschung an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die sowohl zeitliche als auch räumliche Trennung zwischen Forschen und Ausstellen aufzuheben, an dem sowohl Künstler*innen als auch Kurator*innen und Wissenschaftler*innen beteiligt sind. Es geht um eine Verschiebung vom Objekt zum Prozess als Wissen: Das Museum wird hierbei zum Archiv als Hybrid.

Links ein länglich, rechteckiger Flyer in Magenta, rechts einer in Gelb. In schwarzen großen Buchstaben steht auf beiden oben: Stannaki Forum Kunst und Forschung im Gespräch. Darunter steht links: 05.04.23 Motiv, FROMPO. Auf dem rechten steht: 07.06.23 Mining, AQU.
Flyer für die Veranstaltungen des Stannaki Forum.

Das Stannaki Forum ist ein 2022 ins Leben gerufenes Format der sammlungsübergreifenden Forschung an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), das die Verbindung von Kunst und Forschung, sowie den transdisziplinären Dialog fördert. Sammlungsübergreifend werden in Gesprächen zwischen Gästen und Mitarbeiter*innen der SKD globale Prozesse als diasporische Wissensgeschichte untersucht. Das Stannaki Forum ist nach dem indigenen Tuski Stannaki benannt, der zu den wenigen namentlich erwähnten Menschen am Sächsischen Hof zählt, die über den transatlantischen Handel nach Dresden gelangten. Tuski Stannaki wurde gemeinsam mit Savase Oke Charnige aus ihren indigenen Gemeinschaften der Choctaw und Muscogee in Nordamerika vom Briten John Pight versklavt und kam über Handelsstationen in London, Wien und Breslau schließlich 1722/23 nach Dresden.  Das Forum soll dazu beitragen, die Bedeutung des diasporischen Lebens in Dresden über mehrere Jahrhunderte anzuerkennen und als nicht abgeschlossene Geschichte zu würdigen.

„Die Forschung des Museums ist einerseits eine Praxis des Bewahrens historischer Erkenntnisse sowie kanonisierter Geschichtsnarrative. Andererseits muss sie ein Ort des Aufbrechens, des Fragestellens und der Visionen sein, um eine Praxis des Gestaltens sowohl von gegenwärtigen gesellschaftlichen Debatten als auch von zukünftigen Narrativen zu sein.“  -Prof. Dr. Doreen Mende-

Den Mitschnitt des gesamten Vortrags könnt ihr euch hier ansehen.

Eine weiße Frau vor weißem Hintergrund, auf den sie einen starken Schatten wirft. Sie trägt ein offenes hellblaues Hemd und dunkle zusammengebundene Haare.
Doreen Mende, Foto: Armin Linke

Kuratorin und Theoretikerin und derzeit Assoziierte Professorin des Seminars für Kuratorik/Politik des forschungsbasierten Masters des CCC RP an der HEAD Genève/Schweiz.

Direktorin der Abteilung Forschung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD)

Das Direktorat in Dresden bekleidet sie seit 2021 und hat seither dort das Stannaki Forum zu diasporischem Wissen initiierte und die Transkulturelle Akademie „Futurities“ im Jahr 2023 konzipiert. Zu den laufenden Projekten gehört die fallbasierte wissenschaftliche Forschungsstudie „Decolonizing Socialism: Entangled Internationalism“ (2019-24), finanziert durch den Schweizerischen Nationalfonds. Basierend auf dieser Forschung wird 2024 eine neue Ausstellungsreihe namens „Sequenzen: Verflochtene Internationalismen“ mit eingeladenen Kuratoren, Forschern und Künstlern im Albertinium der SKD stattfinden. Im Jahr 2022 realisiert sie „The Missed Seminar: After Eslanda Robeson in Conversation with Steve McQueen’s End Credits“ im Haus der Kulturen der Welt, Berlin. Sie publiziert mit e-flux journal, MIT Press, Oxford University Press, Jerusalem Quarterly, spector books, archive books, IBRAAZ und Sternberg Press. Sie ist Mitbegründerin des Harun Farocki Instituts in Berlin.

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Das Symposium wird gefördert und unterstützt durch:

Schwarz-weiß Logo, linksbündig der Name der Institution und rechtsbündig das Wappen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.
Schwarz-weiß Logo, ein schwarzes Rechteck in dem der Name des Vereins in Großbuchstaben steht.
Stiftungsloge, in Grün steht links in Großbuchstaben B & A mit einem Kreis darum. Rechts daneben ist der Stiftungsname in Großbuchstaben ausgeschrieben.

Gallerie

Das Werbeplakat des Architektursymposiums mit Schrift in der Ecke links unten: Teil 2, 1. + 2. September.