Stellung beziehen. Käthe Kollwitz, Mona Hatoum

Porträt einer Frau, die nach links schaut und ihren Kopf auf ihre knochige Hand stützt. Sie sieht müde und etwas ungepflegt aus.
Käthe Kollwitz, Frauenkopf im Profil nach links, um 1905, Kohle, rosa und gelbe Pastellkreide, gewischt, auf olivbraunem Tonpapier, kaschiert auf Zeichenkarton, Käthe Kollwitz Museum Köln, Foto: Käthe Kollwitz Museum Köln

„Stellung beziehen“ ist in der heutigen Gesellschaft mehr denn je gefordert – in einer Zeit, die geprägt ist von sich verschärfenden sozialen Ungleichheiten, wachsenden Feindseligkeiten gegenüber Andersdenkenden, von verstärkter Flucht- und Migrations-, Konflikt- und Kriegserfahrung. In der Ausstellung begegnen sich mit Käthe Kollwitz und Mona Hatoum zwei Künstlerinnen – eine historische und eine zeitgenössische Position –, die mit ihrer Kunst ein Mahnmal gegen Leid und Unterdrückung setzen und für mehr Menschlichkeit eintreten.

„Ich will wirken in dieser Zeit“ gehört zu den berühmtesten Aussprüchen von Käthe Kollwitz (1867–1945). Wie wenige andere hat sie ihre Kunst mit einem sozialpolitischen, humanitären und pazifistischen Engagement verbunden. Mit Empathie nahm sie sich des durch Industrialisierung, Landflucht und Arbeitslosigkeit von Armut und Elend bedrängten Menschen am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts an. Zudem spiegeln sich Kollwitz‘ Erfahrungen zweier Weltkriege und deren Folgen, darunter der Verlust des eigenen Sohnes, der 1914 fiel, in ihrem Werk.

Die Arbeiten der in Beirut geborenen Künstlerin Mona Hatoum (*1952, lebt in London), die der Ausbruch des Bürgerkriegs im Libanon 1975 daran hinderte, von einem Kurzbesuch in London in ihre Heimat zurückzukehren, erweitern die Ausstellung um eine globale Perspektive. Wie Kollwitz thematisiert auch Hatoum, Trägerin des Käthe-Kollwitz-Preises von 2010, menschliche Grunderfahrungen. Schmerz, Leid und Verletzlichkeit, aber auch das Vertraute und Häusliche, das durch institutionelle Gewalt und Machtsysteme zerstört, gefährdet oder verfremdet wird, stehen bei ihr im Zentrum.

Trotz ihrer Thematik sind die Werke der beiden Künstlerinnen, die sich außerdem in einer auf das Wesentliche reduzierten Formensprache treffen und Farbe allenfalls pointiert einsetzen, kein Ausdruck von Resignation. Die Arbeiten beider appellieren an unsere Anteilnahme und zeugen von positivem Engagement.

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich, in Zusammenarbeit mit dem Käthe Kollwitz Museum Köln.

Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung pro Bielefeld und dem Förderkreis Kunsthalle Bielefeld e.V.

Die Bildung und Vermittlung der Ausstellung wird gefördert von der Sparkasse Bielefeld.

 

Die Ausstellung fand in Verschränkung mit Standpunkte. Blick in die Sammlung #7 statt.)

 

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Mona Hatoum, Bourj A, 2011, Bourj II, 2011, Bourj III, 2011, Weichstahl, Courtesy of the artist and MdbK Leipzig, © Mona Hatoum, Foto: © dotgain.info

Medienguide

Beiträge mit Fokus auf verwendete Techniken und Motive

Käthe Kollwitz war unermüdlich auf der Suche nach den passenden Techniken und der richtigen Kombination aus Motiv und Techniken. Sie wusste, dass die gewählte Arbeitsweise eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie die Botschaft ankommt – ob sie ihr Ziel erreicht, in ihrer Zeit zu wirken. Wir gehen auf die Suche danach, welche Ausdrucksformen Kollwitz gewählt hat.


Gesicht einer mittelalten Frau, ganz nahe. Sie sieht erschöpft aus und stützt ihre Stirn in ihre linke Hand. Schwarz-weiß in sichtbaren Stichen abgebildet.
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis mit Hand an der Stirn (1910), Strichätzung, Kaltnadel, © Privatsammlung

Käthe Kollwitz hat sich im Laufe ihres Lebens immer wieder selbst dargestellt. 1867 wurde sie geboren, 1945 starb sie, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie wurde 77 Jahre alt. Zwei große Kriege hat sie erlebt, einen Sohn früh im Ersten Weltkrieg verloren. Die Armut der Arbeiter*innen Berlins zum Thema ihrer Kunst gemacht. Aber auch immer wieder: Krisen in ihrem eigenen Leben.

1910 erkrankt ihr Sohn Hans an Diphterie. Damals, vor der Erfindung des Penicillins, eine lebensbedrohliche Infektion. Im „Selbstbildnis mit Hand an der Stirn“ scheint sie eine Momentaufnahme dieser Zeit der durchwachten Nächte zu notieren: Nachdenklich und erschöpft blickt sie uns entgegen. Das linke Auge verschwindet beinahe im Schatten der Hand. Käthe Kollwitz beschäftigt sich in dieser Zeit viel mit der Bedrohung durch den Tod.

 

Text: Matthias Albrecht
Eingesprochen von: Matthias Albrecht, Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Gesicht einer jungen Frau mit kurzen Haaren, ganz nahe. Sie schaut selbstbewusst links an uns vorbei. Schwarz-weiß in sichtbaren Stichen abgebildet.
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis (um 1890), Feder und Pinsel in Tusche auf Velin, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), © Kulturstiftung Sachsen-Anhalt

Käthe Kollwitz, geborene Schmidt, weiß schon früh, dass sie Künstlerin werden will. Aber in Deutschland dürfen Frauen bis 1918 nicht an den Kunstakademien studieren. Käthe Kollwitz‘ Vater ermöglicht ihr eine künstlerische Ausbildung an speziellen Künstlerinnenschulen in München und Berlin. Er stellt sich vor, dass seine Tochter sich der Historienmalerei widmet. Das war die im 19. Jahrhundert im Deutschen Reich am höchsten angesehene Form der Kunst. Selbstverständlich eine Männerdomäne. Und am liebsten wurden Männer dargestellt. Auf Ihrem Display können Sie sich ein solches Werk sehen: Anton von Werners Gemälde Die Proklamierung des deutschen Kaiserreichs (18. Januar 1871).

Auf die Details dieses historischen Ereignisses gehen wir hier nicht weiter ein. Deutlicher könnte der Gegensatz zu den Werken von Käthe Kollwitz aber kaum sein. Sie lehnt die konservative wilhelminische Malerei ab. Sie interessiert sich für den Alltag der einfachen Menschen und deren Sorgen und Nöte.

In einem reich verziehrten Saal steht rechts eine Grupp von Männern in Gardeuniformen. Sie heben ihre Säbel und Helme zum Gruß, einer Gruppe von Männern entgenegen, die links, drei Stufen erhöht steht. In der unteren Männergruppe sticht ein Mann mit einer weißen Unifrom aus den blauen Uniformen heraus.
Anton von Werner, Die Proklamierung des Deutschen Kaiserreichs am 18. Januar 1871 (1885), Öl auf Leinwand
Anton von Werner artist QS:P170,Q77324, A v Werner – Kaiserproklamation am 18 Januar 1871 (3. Fassung 1885), als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

Text: Matthias Albrecht
Eingesprochen von: Matthias Albrecht
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Eine nackte Frauengestallt schwebt am oberen Bildrand und hält eine Fackel, die auf brennende Gebäude auf einem Berg im Hintergrund zeigt. Unter ihnen eine Gruppe Männer, die aufgebracht Sensen und eine Flagge in die Höhe recken. Alles schwarz-weiß.
Käthe Kollwitz, Aufruhr (1899), Strichätzung, Kaltnadel, Aquatinta, Pinselätzung, Schmirgel und Roulette, in Braun-Schwarz auf Papier, © Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung

Eine bewaffnete, entschlossen vorwärts stürmende Menschenmenge: Aufruhr!
Ursprünglich hatte dieses Blatt den Titel ,Bauernkrieg‘. Bauern mit ihren Sensen und Hacken sind es, zerlumpt, vom harten Leben gezeichnet.

Diese Bauern kämpften in den Jahren 1524 und 25 im Süden des heutigen Deutschlands und in Teilen Österreichs für mehr Rechte, vor allem gegen die Leibeigenschaft. In diesem Kommentar betrachten wir, wie das Motiv, seine technische Umsetzung und die Aussage miteinander zusammenhängen.

Das quadratische Blatt ist durch den Horizont in einen oberen hellen und einen unteren dunklen Bereich geteilt. Die Handlung geschieht in der unteren Hälfte. Sie wird begleitet durch eine allegorische Frauengestalt, die am Himmel zu schweben scheint. Ihr Attribut, also der Gegenstand, den sie bei sich trägt, macht klar, wer sie ist: Mit der brennenden Fackel in der Hand führt sie als eine Art Rachegöttin den Bauernhaufen an. Solche symbolhaft ins Bild gesetzten Figuren gibt es in der Kunst schon lange. Dieses Blatt lässt Sie vielleicht an das berühmte Gemälde ,Die Freiheit führt das Volk‘ denken, das Eugène Delacroix über die französische Revolution gemalt hat. Sie können es auf Ihrem Display betrachten.

Ein anderer Künstler, der solche Figuren viel in seinen Werken eingesetzt hat, war Max Klinger. Dieser deutsche Bildhauer, Maler und Grafiker hat Käthe Kollwitz stark beeinflusst. Er war überzeugt davon, dass die Technik der Druckgrafik im Unterschied zur Malerei besonders geeignet sei, auch die dunklen Seiten des menschlichen Lebens zu zeigen. Auch hatte diese Technik seiner Meinung nach eine Nähe zu revolutionären Bestrebungen, da sie für die Ziele der Reformation stark genutzt worden war.

Eine Frauengestalt reckt die französische Flagge in die Höhe. Das zerrissene Oberteil ihres Kleides entblößt ihre Brüste. Links und rechts neben stehen junge und alte bewaffnete Männer. Zu ihren Füßen leigen tote Männer, im Hintergrund wabert Rauch um Gebäude. Alle tragen Kleidung des 18. Jahrhunderts.
Eugène Delacroix, Le 28 juillet 1830. La Liberté guidant le peuple (1830) (Die Freiheit führt das Volk), Öl auf Leinwand, 2,6 m x 3,25 m
Eugène Delacroix creator QS:P170,Q33477 , France-003348 – Liberty Leading the People (16238458795), CC BY-SA 2.0

 

Text: Matthias Albrecht
Eingesprochen von: Matthias Albrecht
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Eine alte Frau sitzt gebeugt, eine Sense ihrer linken Hand, das Sensenblatt liegt auf dem Boden. Hinter ihr sitzt ein Mann, der sich eng an sie schmiegt und ihre Hand auf dem Griff der Sense führt. Alles schwarz-weiß und sehr dunkel gehalten.
Käthe Kollwitz, Inspiration (1904), Strichätzung, Kaltnadel, Reservage, Schmirgel und Vernis mou mit Durchdruck von Bütten, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Dieses Blatt ist eine Vorstufe zu einer Arbeit aus dem Bauernkriegszyklus, den wir gleich genauer betrachten werden. Hier gibt eine allegorische Gestalt der armen Bäuerin den Gedanken der Rache in einer intimen Geste ein. Ins Ohr flüstert sie ihn, gleichzeitig greift die rechte Hand von hinten über die Beine der Frau an die Hacke. Die gezeichneten Studien zu diesem Blatt zeigen, wie viel Mühe sich Käthe Kollwitz bis zur letztendlichen Umsetzung gemacht hat.

Betrachten Sie nun das Blatt ,Beim Dengeln‘ an der anderen Wand rechts. Es ist das dritte Blatt aus dem Bauernkriegszyklus.

 

Text: Matthias Albrecht
Eingesprochen von: Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Porträt einer Frau, deren Gesicht halb von dem Schneideblatt einer Sense verdeckt ist. Dieses schärft sie mit ihrer rechten Hand. Das Bild ist dunkel, Beleuchtung von unten rechts.
Käthe Kollwitz, Beim Dengeln, Zyklus Bauernkrieg (1908), Strichätzung, Kaltnadel, Schmirgel, Aquatinta und Vernis mou mit Durchdruck von Büttenpapier und Zieglerschem Umdruckpapier, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Diese Bäuerin braucht niemanden mehr, der ihr Rachegelüste ins Ohr flüstert. Beim Dengeln, also dem Schärfen der Sense, kommt ihr der Gedanke an die Rache von ganz allein.

Die Szene erhält ihre unheimliche und bedrohliche Wirkung durch den dramatischen Einsatz von Licht uns Schatten: Schmutzig wirkt der Raum, schmutzig und überarbeitet wirkt die Bäuerin. Sie stützt sich auf die Sense auf, während sie den Schärfstein an der Klinge entlangführt. Fast scheint sie sich an das Arbeitsgerät anzuschmiegen. Die Augen hat sie fast geschlossen, nur ganz leicht blitzt das Weiß aus ihnen heraus: Das ist der Moment der Rache.

Es dauerte lange, bis Käthe Kollwitz zu dieser Lösung für ihr Motiv gekommen ist. Die beiden Arbeiten mit dem Titel ,Inspiration‘ an der linken Wand haben Sie sicher schon betrachtet. Aber auch die Druckplatte, vor deren Ergebnis Sie jetzt stehen, hat die Künstlerin mehrfach überarbeitet. Auf Ihrem Display können Sie eine frühere Version des Blattes betrachten.

Der rechte Arm, aufgestützt in der Armbeuge, hängt schlaff von der Klinge herunter. In der letzten Version hat Käthe Kollwitz die Darstellung zugespitzt: Hier wird kein Arbeitsgerät geschärft, sondern ein Mordwerkzeug.

Eine Frau bis zur Hüfte. Sie stützt sich mit ihrer linken Hand auf sie und lässt den anderen Arm über das Schneideblatt hängen. Schwarz-weiße Zeichnung.
Käthe Kollwitz Beim Dengeln, um 1905 Schwarze und weiße Kreide, Bleistift, auf grünlichem Velin, © Käthe Kollwitz Museum Köln

 

Text: Matthias Albrecht
Eingesprochen von: Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Im Vordergrund eine Frau von hinten, die die Arme energetisch nach oben reckt und sich nach links neigt. Im Mittelgrund strömt eine Menschenmasse in dieselbe Richtung. Alle sind ärmlich bekleidet und mit Sensen und Mistgabeln bewaffnet.
Käthe Kollwitz, Losbruch, Zyklus Bauernkrieg (1902/03), Strichätzung, Kaltnadel, Aquatinta, Reservage, Vernis mou mit Durchdruck von zwei Stoffen und Zieglerschem Umdruckpapier, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Die Menge stürmt los. Hier ist es kein loser Haufen – so wurden die Bauerngruppen während des Bauernkriegs von 1524/25 bezeichnet – sondern ein von rechts nach links spitz zulaufender Keil. Das gesamte Bild drängt nach links: Die Bauern mitsamt der Landschaft im Hintergrund, vielleicht auch die Wolken mit ihrer zackigen Struktur am Himmel. Auf jeden Fall aber die vorn stehende schwarz gekleidete Frauenfigur, die sich nach links beugt und ihre Arme emporhebt. Für uns als Betrachtende ist sie eine Identifikationsfigur. Wir könnten es sein, die den Bauern zujubeln und sie anfeuern. In unserem anderen Beitrag zu diesem Werk können Sie mehr über sie erfahren.

Käthe Kollwitz hat auf diesem Blatt kunstvoll mehr als sechs verschiedene Tiefdruckverfahren kombiniert. Schauen Sie einmal genau: Der Bildgrund trägt Spuren der Oberflächenbeschaffenheit, von gewebtem Stoff. Das dazu genutzte Verfahren wird Vernis mou genannt, wir haben es in unserem Kunst A bis Z für Sie erläutert.

Diese stoffähnliche Wirkung ist vielleicht als Imitation einer Leinwand gemeint. Damit wäre sie eine selbstbewusste Anspielung der Künstlerin auf den ,Wettstreit der Künste‘: In der akademischen Tradition wurde die Ölmalerei als wertvoller eingestuft. Käthe Kollwitz beweist mit ihrer meisterhaften Beherrschung der Druckgrafik, dass diese Technik der Malerei mindestens ebenbürtig ist.

 

Text: Matthias Albrecht
Eingesprochen von: Nadine Kleinken
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Dunkle Zeichnung auf einem dunklen Papier. Eine Figur steht in der Mitte, nach unten gebeugt. Licht fällt auf ihre rechte Hand, die etwas am Boden sucht. Dort liegen Körper, nur schemenhaft zu erkennen.
Käthe Kollwitz, Schlachtfeld, Zyklus Bauernkrieg (um 1907), Strichätzung, Kaltnadel, Aquatinta und Vernis mou mit Durchdruck von geripptem Bütten und Zieglerschem Umdruckpapier, auf Papier (vélin), © Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung, 1940

Der Aufstand der Bauern ist niedergeschlagen. In der Nacht sucht eine Bäuerin ihren getöteten Sohn auf dem Schlachtfeld, das mit Leichen übersät ist.

Käthe Kollwitz hat auch dieses Werk sehr aufwändig hergestellt. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, kombiniert sie fünf verschiedene Techniken miteinander, z. B. Vernis mou, Kaltnadel und Schmirgel. Dadurch wirkt der Hintergrund verwaschen-neblig, die am Boden liegenden Körper erhalten ihre Konturen und die Aufmerksamkeit wird auf den toten Sohn gelenkt. Mehr zu den Techniken können Sie in unserem Kunst A bis Z erfahren.

Aber nicht nur technisch war es ein langer Weg, auch die Findung des Motivs geschah in mehreren Schritten. An der schmalen Wand rechts sehen Sie eine Vorstufe: Die Frau mit totem Kind.

 

Text: Matthias Albrecht
Eingesprochen von: Nadine Kleinken
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Schwarz-weißer Druck einer Frau im Schneidersitz. Im Schoß hält sie ein lebloses Kind. Sie beugt sich tief über dieses, umschlingt es fest. Der Hintergrund um die beiden Figuren ist golden.
Käthe Kollwitz, Frau mit totem Kind, experimentierender Druck (1903), Strichätzung, Kaltnadel, Schmirgel und Vernis mou mit Durchdruck von geripptem Bütten und Zieglerschem Umdruckpapier, mit goldfarbenem, gespritztem Tonstein, Kunsthalle Bielefeld © Philipp Ottendörfer

Käthe Kollwitz‘ Experimentierfreude können Sie an diesem Blatt nachvollziehen. Das Motiv ist ernst und schrecklich traurig: Eine Mutter hält ihren toten Sohn in den Armen, sie presst ihn fest an sich. Doch wie erzielt die Künstlerin die niederschmetternde Wirkung?
In der Zeit, in der dieses Blatt entsteht, beschäftigt Käthe Kollwitz sich intensiv mit der berühmten Pietà des italienischen Künstlers Michelangelo, die im Petersdom in Rom steht. Sie können sie auf Ihrem Display anschauen.

Michelangelos Skulptur ist eine der bekanntesten Darstellungen dieses Themas: Maria trauert um ihren vom Kreuz genommenen Sohn Jesus. Sie ist komplett bekleidet, Jesus jedoch ist bis auf ein Lendentuch nackt. Sein Körper ist besonders fein gearbeitet: Muskeln, Sehnen, Blutgefäße sind genau zu erkennen. Michelangelo konnte zu so einer exakten Darstellung gelangen, weil er zahlreiche anatomische Studien unternahm und den menschlichen Körper sehr gut kannte.

Käthe Kollwitz hat an ihren Modellen ebenfalls exakt studiert, was an zahlreichen erhaltenen Aktstudien nachvollziehbar ist. Im Gegensatz zu Michelangelo bleibt sie aber bei ihrer Darstellung in der bäuerlichen Welt. Der muskulöse, kräftige Körper der Mutter im Schneidersitz zeugt davon. Bestimmt ist Ihnen der Hintergrund aufgefallen: Es handelt sich um Goldgrund. Traditionell wird er nur für christliche Motive verwendet. Die Künstlerin erhebt also auf diesem Druck die Bäuerin und ihren Sohn zur Gottesmutter mit dem Gekreuzigten.

Eine Skulptur aus weißem Marmor. Ein leblos wirkender Mann liegt im Arm einer knieenden, jungen Frau. Er trägt nur einen Lendenschurz, sie ist in ein langes Gewand, einen Mantel und ein Kopftuch gehüllt.
Michelangelo’s Pietà (1498-99). Diese Statue von MAria und dem toten Jesus steht in der St. Peter’s Basilica, Vatikan.
original file by Stanislav Traykov, Pieta de Michelangelo – Vaticano, CC BY-SA 3.0

 

Text: Matthias Albrecht
Eingesprochen von: Matthias Albrecht
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Unvollendete Zeichnung einer Frau im Schneidersitz. Im Schoß hält sie ein lebloses Kind. Sie beugt sich tief über dieses, umschlingt es fest.
Käthe Kollwitz, Frau mit totem Kind, Entwurf (1903), Kohle, weiß gehöht, auf gründlich grauem Tonpapier, © Sammlung Fritsch

„Als er sieben Jahr alt war und ich die Radierung machte: Die Frau mit dem toten Kind, zeichnete ich mich selbst, ihn im Arm haltend, im Spiegel. Das war sehr anstrengend, und ich musste stöhnen. Da sagte sein Kinderstimmchen tröstend: Sei man still, Mutter, es wird auch sehr schön …“
Das schreibt Käthe Kollwitz in einem Brief über die Entstehung dieser Zeichnung.

Vergleichen Sie sie einmal mit dem Endergebnis, das weiter links an der schmalen an dieser Wand platziert ist. Was hat sich verändert, was hat die Künstlerin übernommen? Was wurde stärker herausgearbeitet, was war offenbar weniger wichtig?

Schwarz-weißer, detaillierter Druck einer Frau im Schneidersitz. Im Schoß hält sie ein lebloses Kind. Sie beugt sich tief über dieses, umschlingt es fest.
Käthe Kollwitz, Frau mit totem Kind (1903), Strichätzung, Kaltnadel, Schmirgel und Vernis mou mit Durchdruck von geripptem Bütten und Zieglerschem Umdruckpapier, © Käthe Kollwitz Museum Köln

 

Text: Matthias Albrecht
Eingesprochen von: Matthias Albrecht, Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Beiträge mit Fokus Inspiration durch andere Medien

Ebenso wie uns heute, haben verschiedene Medien auch Käthe Kollwitz Geschichten erzählt, Informationen weitergegeben und so ihre Meinungsbildung und ihre künstlerische Arbeit beeinflusst. Ihre Werke wurden wiederum Teil der Medienlandschaft ihrer Zeit. In diesen Stationen schauen wir, wie Kollwitz mediale Inspirationen in ihre Kunst einfließen ließ, um Stellung zu beziehen und bei uns ein Nachdenken über unsere Standpunkte anzuregen.

Vorne links steht ein Trommler in Aktion. Hinter ihm tanzt eine Frauenmenge wild um eine Guillotine. Alle sind einfach gekleidet. Hinter ihnen sind Fachwerkhäuser zu sehen. Alles ist schwarz-weiß und eher dunkel, nur die Haut der Frauen ist hell.
Käthe Kollwitz, Carmagnole (1901), Radierung, Aquatinta, Schmirgel, © Kunstsammlung Klaus und Erika Hegewisch

Kurze Zusammenfassung von A Tale of Two Cities (1859) von Charles Dickens

Die Geschichte spielt in London und Paris zur Zeit der französischen Revolution. Während das unterdrückte französische Volk beginnt sich gegen den Adel aufzulehnen, bringt Lucie ihren Vater nach England. Dieser war 18 Jahre unschuldig in der Bastille gefangen gewesen. Auf der Fähre nach Dover lernt sie ihren späteren Ehemann Charles Darnay kennen, einen jungen Adligen, der in England neu anfangen will. Während eines Aufenthaltes in Paris wird er später jedoch von Revolutionären gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Sein englischer Freund, der Anwalt Sydney Carton, rettet ihm das Leben. Er sieht Darnay zum Verwechseln ähnlich und steigt freiwillig an dessen Stelle auf das Schafott. Dies tut er aus Liebe zur unerreichbaren Lucie, Darnays Frau.

Kurzbiografie von Charles Dickens

Sein Vater musste 1823 ins Schuldgefängnis in London. Der 11 Jahre alte Dickens begann deshalb als Hilfsarbeiter in eine Fabrik für Schuhwichse. Später wurde er Anwaltsgehilfe und arbeitete als Parlaments-Berichterstatter für eine Zeitung. Schließlich konnte er einen Job als Reporter beim Morning Chronicle bekommen und machte Skizzen, die in Buchform als Pickwick Papers veröffentlicht wurden und ihn berühmt machten. Er begann Romane zu verfassen, die großen Erfolg hatten, auch weil er ein findiger Geschäftsmann war. Dickens starb 1870.

 

Transkript der Audiospur

Was könnte Käthe Kollwitz so an Charles Dickens’ Roman A Tale of Two Cities fasziniert haben, dass sie zu diesem Bild inspiriert wurde? Und warum wählte sie genau diese Szene?

Kollwitz sieht, wie die fortschreitende industrielle Revolution zu Hunger und finanzieller Not bei den Arbeitern*innen führt und will sich für die Schwachen einsetzen. Mit diesem Bildmotiv ruft Kollwitz bei zeitgenössischen Betrachter*innen die weithin bekannten Themen und Forderungen aus Dickens Roman und dem Revolutionslied ins Gedächtnis. Indem sie ihren Figuren zeitgenössische Kleidung gibt und sie an einen Ort im Deutschen Kaiserreich holt, sagt sie eine Revolution voraus, die den sozialistischen Staat bringt, falls sich nichts ändert. Damit ist sie unter den sozialdemokratisch eingestellten, jungen Gebildeten ihrer Zeit nicht allein.

Und worum genau geht es in dem Roman und dem Lied?
[Melodie von La Carmagnole erklingt]

So klingt die Melodie des Revolutionsliedes „La Carmagnole“. Der Text verspottet den entmachteten König Ludwig XVI. und seine Frau Marie-Antoinette und feiert den erfolgreichen Widerstand gegen sie. Das Lied wurde in späteren revolutionären Bewegungen wiederverwendet und der Text teils auf diese angepasst. Auf das Revolutionslied geht auch die Bezeichnung einer bestimmten schlichten Jacke zurück, die der Oberbekleidung von Arbeitern nachempfunden war. Sie wurde von einigen Vertretern der radikalen Revolutionäre in Frankreich getragen, oft zusammen mit langen Hosen ohne Kniebund, der Sansculotte, die ebenfalls aus der Arbeiterkleidung stammte. Beides grenzte die Träger optisch klar vom Adel ab, der vorwiegend Kniebundhosen, die Culotte, trug.

Es verwundert also nicht, dass Dickens dieses Lied in seinen Roman über die Französische Revolution einbaut. Das Buch entstand in einer veränderten europäischen Gesellschaft nach den Märzrevolutionen 1848 und 1849. Immer mehr Menschen vertraten zum Beispiel kommunistische Ideen. In diese Stimmung passt Dickens Erzählung sehr gut. Sie ermahnt dazu, das revolutionäre Potential des Proletariats nicht zu unterschätzen und stellt die These auf: Ein System, das einen Teil der Menschen systematisch benachteiligt, führt zwangsläufig zur Eskalation.

Mehr Informationen zum Roman und seinem Autor finden Sie auf Ihrem Display.

 

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Ein flaches und langgezogenes Bildformat. Es zeigt den Innenraum einer Kneipe, die Möbel sind umgefallen und im Raum verteilt, Licht fällt durch das Fenster von links hinein. Zwei Männer rollen links, kämpfend auf dem Boden. Am rechten Bildrand steht eine Frau in angespannt gebückter Haltung uns sieht ihnen zu.
Käthe Kollwitz, Szene aus Germinal (1893), Strichätzung, Kaltnadel und Schmiergel, © Sammlung Ute Kahl
In einem dunklen Schatten steht eine Frau, im langen schlichten Kleid, mit dem Rücken an eine Wand gelehnt. Sie beugt sich leicht nach vorne und legt besorgt ihre rechte Hand an den Mund.
Stehende Frau, nach links (1888), Kohle, © Kunstsammlung Klaus und Erika Hegewisch

 

Innenraum einer Kneipe. Das Licht fällt von rechts durch ein Fenster. Eine Holzbank zieht sich an der Wand entlang, davor Tische und Stühle. Eine niedrige Balkendecke. Alles in schwarz-weiß.
Königsberger Kneipe (um 1891), Feder in Tusche, grau laviert, auf Zeichenkarton, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Kurze Zusammenfassung von Germinal (1885) von Émile Zola

Dies war der dreizehnte von 20 Romanen des Zyklus Rougon-Macquart. Darin wird anhand einer weitverzweigten Familiengeschichte ein umfassendes Bild des französischen Kaiserreichs unter Napoleon III. (Belle Époque) gezeigt. Émile Zola verarbeitete in Germinal unter anderem persönliche Notizen dazu, wie er den Bergarbeiterstreik 1884 in Nordfrankreich erlebt hatte.

Die heldenhafte Hauptfigur dieses Romans ist der junge Mechaniker Étienne Lantier, Mitglied der Rougon-Macquart-Familie. Er arbeitet in den nordfranzösischen Kohlegruben, wo er Hunger und Elend erlebt. Als dann eine Lohnminderung und Arbeitszeiterhöhung angekündigt wird, organisiert Étienne einen monatelangen Streik. Die Arbeiter zerstören Schächte und greifen das gutverdienende Bürgertum an. Als schließlich das Militär eingreift sterben viele der Arbeiter und die andern beginnen aus Verzweiflung wieder zu arbeiten. Étienne verliert aber nicht den Willen zum Widerstand. Er ist überzeugt den Samen für die Revolution/ das Auflehnen gesät zu haben, reist nach Paris und startet dessen gewerkschaftliche Organisation.

Kurzbiografie von Émile Zola

Als Zola 7 Jahre alt ist stirbt sein Vater und die Mutter füttert die beiden in Paris als Putzfrau und Schneiderin durch. Nach eigener Arbeitslosigkeit arbeitet er später als Schreiber beim Zoll und als Journalist. 1877 kann er mit dem Roman Der Totschläger Erfolg als Schriftsteller erreichen. Zola mischt sich auch direkt in die Politik ein, 1898 verfasst er einen offenen Brief an den Staatspräsidenten Félix Faure. In J’accuse (Ich klage an) kritisiert er den Umgang mit dem jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus, der aufgrund gefälschter Beweise als Hochverräter verurteilt wurde. Die Folge ist eine einjährige Gefängnisstrafe, der er sich durch Flucht nach England entzieht. 1899 konnte er nach einer Amnestie nach Frankreich zurückkehren und starb 1902.

 

Transkript der Audiospur

Finden Sie die zwei Werke im Raum, die diesem ähnlich sehen? Vergleichen Sie sie miteinander. Sehen Sie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, wie sie sich auseinander heraus entwickeln?
Die drei Werke zeigen zusammen eine fünfjährige zeichnerische Auseinandersetzung mit einer Szene aus dem Roman Germinal (1885). Bei einem sogenannten Kompositionsabend konnte Käthe sich mit dieser Bildgestaltung erstmals Anerkennung im Kreise der Münchener ,Malweiber‘ und Student*innen der Kunstakademie verschaffen.

Wenn der Roman sie fünf Jahre nicht losließ, muss er ja gehörigen Eindruck auf Kollwitz gemacht haben, oder? Warum?
Dem Buch wird tatsächlich großer Einfluss zugeschrieben. Er wurde zuerst im Feuilleton einer Tageszeitung veröffentlicht und Arbeiter konnten in der Geschichte über den nordfranzösischen Bergarbeiterstreik ihre eigene Lebenssituation wiedererkennen. Das war Ende des 19. Jahrhunderts selten. Zola sagt zudem im letzten Abschnitt des Romans das Aufkeimen einer sozialen Revolution, die Befreiung des Proletariats vorher. Deshalb der Titel Germinal, so heißt der Frühlingsmonat des französischen Revolutionskalenders, der ,Keim-Monat‘.
„Unter seinen Füßen dauerten die dumpfen Schläge der Spitzhacken unaufhörlich an. Die Kameraden waren sämtlich da; er fühlte, wie sie ihm auf Schritt und Tritt folgten. […] Es erstanden Menschen, eine schwarze Rächerarmee, die langsam in den Furchen keimte, für die Ernten des künftigen Jahrhunderts emporwachsend, deren Keimen alsbald die Erde durchbrechen sollte.“
(Zitat aus dem letzten Absatz nach https://www.projekt-gutenberg.org/zola/germinal/ch40.html )

Während der Roman Käthes Bruder zum Eintritt in die sozialdemokratische Partei bewegt haben soll, ist Kollwitz aber eher an der Geschlechterthematik im Buch interessiert.
Ihre Zeichnungen konzentrieren sich auf ein im Roman nicht zentrales Eifersuchtsdrama: Zwei Männer kämpfen in einem Lokal um Catherine, die ängstlich von der Tür aus zuschaut. Kollwitz‘ Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Frauenfrage, der Diskussion um Rechte und Freiheiten der Frau, ist vor allem in ihren Werken der frühen 1890er Jahre stark sichtbar. Aber Kollwitz stellt auch später in ihren Arbeiten noch häufig Frauen und deren Lebensumstände ins Zentrum.

Mehr Informationen zum Roman und seinem Autor finden Sie auf Ihrem Display.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Matthias Albrecht, Nadine Kleinken
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Im Vordergrund eine Frau von hinten, die die Arme energetisch nach oben reckt und sich nach links neigt. Im Mittelgrund strömt eine Menschenmasse in dieselbe Richtung. Alle sind ärmlich bekleidet und mit Sensen und Mistgabeln bewaffnet.
Käthe Kollwitz, Losbruch, Zyklus Bauernkrieg (1902/03), Strichätzung, Kaltnadel, Aquatinta, Reservage, Vernis mou mit Durchdruck von zwei Stoffen und Zieglerschem Umdruckpapier, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Kurzbiografie von Wilhelm Zimmermann

Er war Politiker, Historiker, Schriftsteller und Theologe. Obwohl er 1807 in einfachen Verhältnissen geboren wurde, erhielt er eine gute Schulbildung. Nach dem Gymnasium übte er schriftstellerische und parlamentarische Tätigkeiten aus. Später wurde er Pfarrer in Württemberg. Im Vormärz gehörte er zu den demokratischen Kreisen. Er war in der Paulskirche und ab 1849 im Landtag von Württemberg auf Seiten der demokratischen Linken aktiv. Seine Überzeugungen wandelten sich jedoch nach der Revolution von 1848 langsam. Nach der Gründung des Kaiserreiches wurde er ein Anhänger Bismarcks. Zimmermann starb 1878.

 

Transkript der Audiospur

Wer ist die Frau, die uns den Rücken zukehrt aber offensichtlich starke Emotionen in ihren Mitmenschen entfachen kann? Mit welchen kämpferischen Worten bringt sie all die gebeugten, ausgemergelten und kaum bewaffneten Gestalten dazu voller Energie in den Kampf zu stürmen?

Das ist die Schwarzen Anna, eine historisch belegte Frau, die im Bauernkrieg als Bauernführerin Ruhm erlangte. Wilhelm Zimmermann schreibt in seiner Allgemeinen Geschichte des großen Bauernkrieges über sie:
„Schwarzes, unterdrücktes Weib, aus der Hütte am Neckar, mit der starken, verwilderten Seele voll Leidenschaft, gleich stark in Haß und Liebe, mit deinem ›Gott wills!‹ im Munde und mit deinem Freiheitsschlacht- und Rachegeist […]. ›Die feindlichen Büchsen werden euch nichts schaden!‹, hatte sie ihre Zeichen in die Luft machend, den auf den Weinsberg Vorgehenden zugerufen.“
Diese mutige Frau wählt Kollwitz als Protagonistin für Losbruch, das größte und zugleich bekannteste Blatt des Zyklus. Aber wie war Kollwitz überhaupt auf das Buch gekommen?

Wilhelm Zimmermanns Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges (1840-1843 erschienen) gehörte auch noch im 20. Jahrhundert zu den meistgelesenen und meistverkauften Bauernkriegsdarstellungen. Sie war lange Zeit die gründlichste Gesamtdarstellung zu diesem Thema und die erste nach Geschichtswissenschaftlichen Standards. Zimmermann war der erste Historiker, der den Bauernkrieg als legitimen Freiheitskampf der Benachteiligten gegen ihre Unterdrücker bewertet hat. Damit wurde der Bauernkrieg zum positiven Punkt deutscher Geschichte uminterpretiert und zu einem zentralen Ereignis deutscher Geschichtsschreibung. Bei dieser Einordnung war Zimmermann nicht ganz frei vom Einfluss zeitgenössischer Diskussionen im Vormärz Anfang der 1840er. Aber gerade das machte sein Buch später in Käthe Kollwitz‘ sozialdemokratisch geprägtem Umfeld beliebt. Durch Zimmermann sahen sozialistische Theoretiker*innen wie Friedrich Engels im historischen Bauernkrieg den Ursprung der revolutionären Tradition in Deutschland und ein Vorbild für Bewegungen im 19. Jahrhundert. Käthe Kollwitz teilte diese Auffassung und nutzt den Bauernkrieg, um Ursachen und Rechtfertigung für die zeitgenössischen Freiheits- und Arbeiterbewegungen aufzuzeigen.

Mehr Informationen zu Zimmermann finden Sie auf Ihrem Display.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Matthias Albrecht, Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Eine Frau, stark von rechts beleuchtet, links hinter ihr ein dunkler Schatten. Sie schaut erschöpft nach unten. In der unteren Hälfte des Bildes steht: Deutsche Heimarbeit-Ausstellung. In der Alten Akademie, Unter den Linden 38. 1906. Vom 17. Januar bis Ende Februar. Täglich geöffnet von 10 Uhr Vormittag bis 9 Uhr Abends.
Käthe Kollwitz, Plakat der Deutschen Heimarbeit-Ausstellung Berlin (1906), Kreide- und Pinsellithographie mit Spritztechnik und Schabeisen, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Mehr Plakate von Käthe Kollwitz können Sie hier entdecken: https://www.kollwitz.de/plakate-und-flugblaetter-uebersicht

 

Transkript der Audiospur

Dies ist eins der ersten beiden Plakate, die Kollwitz schuf. Beide lösten Skandale aus und wurden schließlich verboten. Gemessen daran, mit welchen Bildern wir heute täglich konfrontiert werden, erscheint diese erschöpft und übermüdet ins Leere blickende Frau nicht besonders skandalträchtig, oder?

Anfang des 20. Jahrhunderts war solch direkte und ungeschönte Darstellung von Armut und ihren körperlichen Folgen aber nicht alltäglich. Kollwitz hat den Auftrag zur Plakatgestaltung vermutlich bekommen, weil sie mit ihrem Weberzyklus eine der wenigen war, die das Elend der Heimarbeit eindrucksvoll darstellte. Das passte zum Ziel der bürgerlichen Sozialreformer*innen und Gewerkschaften. Denn auch der Veranstaltungsort, den sie für ihre Deutsche Heimarbeit-Ausstellung wählten, war provokativ. Unter den Linden war zu dieser Zeit Berlins Prachtstraße. Den umherspazierenden Reichen sollten die katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen des Proletariats möglichst deutlich vor Augen geführt werden. Angeblich soll sich die deutsche Kaiserin geweigert haben die Ausstellung zu besuchen, solange Kollwitz‘ Plakat hing. Das wäre möglich, denn politische Plakate waren im Deutschen Kaiserreich allgemein bis 1914 verboten.

Man schrieb dieser Kombination aus Bild und Text also großen Einfluss zu. Und ob es nun Werbung oder politische Botschaften sind: Bis heute können uns Plakate erfolgreich zum Nachdenken bringen, wenn sie plötzlich und unerwartet unsere Wege kreuzen und ihre markanten Bilder und griffigen Sätze zwischen unsere Alltagsgedanken schieben.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Nadine Kleinken
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Zusammenfassung von Die Weber (1892) von Gerhart Hauptmann

Der Fabrikant Dreißiger und sein Angestellter Pfeifer führen ihre Geschäfte mit wenig Mitgefühl für/ Rücksicht auf die Not ihrer Weber. Wenn die Arbeiter ihre daheim in Handarbeit gewebten Stoffe vorlegen, werden für Qualitätsmängel und fehlendes Gewicht die Löhne reduziert. Als zusätzliche Lohnkürzungen angekündigt werden und es den Webern verboten wird ihr Protestlied ,Blutgericht‘ zu singen, wird es den Webern zu viel. Sie stürmen das Haus von Dreißiger und verwüsten es. Die Weber beschließen nun auch in den Nachbarort zum Unternehmers Dittrich weiterzuziehen und dessen mechanische Webstühle zu zerstören, denn die seien der Ursprung allen Übels. Dieser Sturm wird aus der Perspektive der zunächst unbeteiligten Weberfamilie Hilse geschildert. Luise Hilse schließt sich gegen den Willen ihres Schwiegervaters sofort den Aufständischen an. Mittlerweile schreitet das Militär ein, es wird jedoch von den Webern zurückgedrängt. Der alte Hilse bleibt bis zum Schluss gottesfürchtig und geht wieder an seine Arbeit, bis er im Chaos durch das Fenster erschossen wird.

Der Fabrikant Dreißiger, dessen Haus die Weber im vierten Akt zuerst gestürmt hatten, ist eine Anspielung auf den echten Baumwollfabrikanten Zwanziger, der im Eulengebirge Weber*innen beschäftigte.
Die anonym verfasste Hymne Blutgericht, war auch in der historischen Realität zum Zeichen der Revolte geworden und wurde verboten. Wer sie sang wurde inhaftiert.

 

Transkript der Audiospur

Als Käthe Kollwitz im Februar 1893 Die Weber im Neuen Theater Berlin (dem heutigen Theater am Schiffbauerdamm) sah, war es eine Privatveranstaltung des Theatervereins Freie Bühne. Die Zensur befürchtete, dass Hauptmanns Drama das sozialdemokratische Publikum zur Nachahmung verleiten könnte und hatte ein Aufführungsverbot verhängt. Nach rechtlichen Auseinandersetzungen wurde das Verbot einige Monate später aufgehoben. Das Risiko einer Revolte sei ohnehin gering, weil Theater für das Proletariat zu teuer sei. Die öffentliche Uraufführung fand im Deutschen Theater in Berlin statt. Kaiser Wilhelm II. soll daraufhin verkündet haben, dieses nie wieder zu besuchen. Damit hatte die Zensur das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollte: Das Hin und Her machte Hauptmanns Drama schnell bekannt und weckte Interesse an den Vorführungen. Auch Kollwitz war sofort von dem Theaterstück fasziniert. Sie begann noch im selben Jahr mit der Arbeit am Weberzyklus.
Schauen Sie sich die Blätter nacheinander an. Sie wirken wie ein Film oder Comic, nicht wahr? Sie erzählen zusammen eine Geschichte, die dem Aufbau eines klassischen Dramas folgt: Die ersten beiden Blätter zeigen mit ,Not‘ und ,Tod‘ die Ursachen der Revolte, die elende Lebenssituation der Weber. Im dritten Blatt wird dann der Aufstand geplant. Nach dem Ausbruch und Höhepunkt endet der Zyklus im Zusammenbruch der Revolte. Kollwitz nutzt die Macht bildlicher Erzählung, um uns von ihrer Bewertung der Ereignisse zu überzeugen. Haben Sie den Zyklus zum Bauernkrieg schon gesehen? Er folgt demselben Prinzip.
Auf Ihrem Display finden Sie eine kurze Zusammenfassung des Theaterstücks. Und in den Beiträgen zu den einzelnen Blättern können Sie anhand von Zitaten und zusätzlichen Informationen einen genaueren Eindruck von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Hauptmann und Kollwitz‘ Erzählung bekommen.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Matthias Albrecht
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Ein einfacher Raum mit Holzböden und niedriger Holzdecke. Im Vordergrund liegt hell beleuchtet ein kleines Kind im Bett. Den Kopf verzweifelt in die Hände gestützt hockt eine ärmliche Frau dahinter. Hinter ihr steht ein großer Webstuhl. Links davon sitzen zwei Personen. Der Raum ist dunkel, alles ist schwarz-weiß.
Käthe Kollwitz, Not, Zyklus Ein Weberaufstand (1893-1897), Kreide- und Federlithographie, Schabeisen und Schabnadel, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Zu den Zitaten

Die Zitate im Beitrag stammen aus Akt Fünf von Gerhart Hauptmanns Die Weber. Er schrieb das Stück zuerst im schlesischen Dialekt und veröffentlichte dann eine sprachlich abgemilderte Variante, damit das Stück weiterverbreitet werden kann. Da unsere Sprecher*innen den entsprechenden Dialekt nicht beherrschen und um die Sprache für ein heutiges Publikum verständlich zu halten, wurde der Dialekt weiter abgemildert und manche Wörter übersetzt. Im Transkript weiter unten wird jedoch unverändert aus dem Stücktext nach https://www.projekt-gutenberg.org/hauptmag/weber/weber.html zitiert.

 

Transkript der Audiospur

„Luise, maßlos: Mit Euren bigotten Räden . . . dadervon da is mir o noch nich amal a Kind satt geworn. Derwegen han se gelegen alle viere in Unflat und Lumpen. Da wurd‘ ooch noch nich amal a eenzichtes Winderle trocken. Ich will ’ne Mutter sein, daß d’s weeßt! und deswegen, daß d’s weeßt, winsch‘ ich a Fabrikanten de Helle und de Pest in a Rachen nein. Ich bin ebens ’ne Mutter. – […] wo aso a Hiperle uf de Welt kam, bis d’r Tod und erbarmte sich drieber. […] Was hat so a Kindl verbrochen, hä? und muß so a elendigliches Ende nehmen – und drieben bei Dittrichen, da wern se in Wein gebad’t und mit Milch gewaschen. Nee, nee: wenn’s hie losgeht – ni zehn Pferde solln mich zurickehalten. Und das sag‘ ich: stürmen se Dittrichens Gebäude – ich bin de erschte – und Gnade jeden, der mich will abhalten. – Ich hab’s satt, aso viel steht feste.“

Die Mutter auf Kollwitz Bild ist noch nicht bereit zum Widerstand, sondern versinkt in Trauer. Aber sie teilt das Schicksaal, das Hauptmanns Luise hier beklagt. Das verstorbene Kind im Bett weist auf die hohe Kindersterblichkeit unter den Arbeiter*innen im Kaiserreich hin. Der Grund sind Mangelernährung und schlechte medizinische Versorgung.1890 hatten sich die Textilarbeiter*innen auch mit einer Petition für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen an den Kaiser gewandt. Dies und die begleitenden Presseberichte ermutigten vermutlich sowohl Hauptmann als auch Kollwitz dazu, sich dem Thema zu widmen.

Auf Ihrem Display finden Sie mehr Informationen zu den Zitaten aus Hauptmanns Theaterstück und eine Zusammenfassung von diesem. Und in den andren Beiträgen zu den einzelnen Blättern können Sie noch weiter Informationen wie diese entdecken.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Nadine Kleinken, Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Ein einfacher Raum mit Holzböden und niedriger Holzdecke. Im Mittelgrund steht ein Tisch. Eine Frau sitzt links daran, erschöpft an die Wand gelehnt. Ein Mann steht mit hinterm Rücken verschränkten Händen rechts vor dem Tisch. Hinter dem Tisch sitzt ein Kind, umschlungen von der Personifizierung des Todes, der eine knöcherne Hand nach der Mutter ausstreckt, die andere auf einer umgedrehten Essensschüssel. Nur dieser Teil des Bildes wird durch eine Kerze beleuchtet, der Rest ist dunkel, schwarz.
Käthe Kollwitz, Tod, Zyklus Ein Weberaufstand (1893-1897), Kreide- und Federlithographie, Schabeisen und Schabnadel, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Zu den Zitaten

Die Zitate im Beitrag stammen aus Akt Fünf von Gerhart Hauptmanns Die Weber. Er schrieb das Stück zuerst im schlesischen Dialekt und veröffentlichte dann eine sprachlich abgemilderte Variante, damit das Stück weiterverbreitet werden kann. Da unsere Sprecher*innen den entsprechenden Dialekt nicht beherrschen und um die Sprache für ein heutiges Publikum verständlich zu halten, wurde der Dialekt weiter abgemildert und manche Wörter übersetzt. Im Transkript weiter unten wird jedoch unverändert aus dem Stücktext nach https://www.projekt-gutenberg.org/hauptmag/weber/weber.html zitiert.

 

Transkript der Audiospur

Auf diesem Blatt streckt der Tod seine knöcherne Hand nach der Mutter aus. Als Zeichen für den Hungertot ruht seine zweite Hand auf einer leeren, umgedrehten Schüssel auf dem Tisch. Die Enge und Dunkelheit der Wohnräume tragen zur bedrückenden Atmosphäre bei.

Die elende Wohnsituation, fehlende Nahrung, zerlumpte Kleider und die ausgehungerten, kranken Körper, die Kollwitz in diesem und dem vorherigen Blatt zeigt, hatte sie mit eigenen Augen in der Arztpraxis ihres Mannes gesehen. Auch Gerhart Hauptmann wollte sich scheinbar nicht allein auf die Presseberichte zur Lage der schlesischen Weber um 1890 verlassen. Bei der Recherche für sein Drama hat er wohl selbst mit Beteiligten der Aufstände gesprochen und die Zustände in Schlesien gesehen. Das ließ Hauptmann in die detaillierte Szenenbeschreibung der Webstube im zweiten Akt einfließen. Sie wirkt fast wie eine Bildbeschreibung zu Kollwitz‘ ersten beiden Blättern.

„In einem engen, von der sehr schadhaften Diele bis zur schwarz verräucherten Balkendecke nicht sechs Fuß hohen Raum sitzen: zwei junge Mädchen, Emma und Bertha Baumert, an Webstühlen – Mutter Baumert, eine kontrakte Alte, auf einem Schemel am Bett, vor sich ein Spulrad – […] Durch zwei kleine, zum Teil mit Papier verklebte und mit Stroh verstopfte Fensterlöcher der linken Wand dringt schwaches, rosafarbenes Licht des Abends. […] Der alten Frau leuchtet der warme Hauch voll über Gesicht, Hals und Brust: ein Gesicht, abgemagert zum Skelett, mit Falten und Runzeln in einer blutlosen Haut, mit versunkenen Augen, die durch Wollstaub, Rauch und Arbeit bei Licht entzündlich gerötet und wäßrig sind, […]. Ein Teil der rechten Wand mit Ofen und Ofenbank, Bettstelle und mehreren grell getuschten Heiligenbildern steht auch noch im Licht. […] Das Getöse der Webstühle, das rhythmische Gewuchte der Lade, davon Erdboden und Wände erschüttert werden, das Schlurren und Schnappen des hin- und hergeschnellten Schiffchens erfüllen den Raum. Dahinein mischt sich das tiefe, gleichmäßig fortgesetzte Getön der Spulräder, das dem Summen großer Hummeln gleicht.“

Auf Ihrem Display finden Sie mehr Informationen zu den Zitaten aus Hauptmanns Theaterstück und eine Zusammenfassung von diesem. Und in den andren Beiträgen zu den einzelnen Blättern können Sie noch weiter Informationen wie diese entdecken.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Matthias Albrecht, Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Hochformat. Drei Männer sitzen an einem Holztisch. Sie verschmelzen mit den Schatten im Raum, nur ihre Gesichter sind durch eine Kerze zwischen ihnen gut zu erkennen. Sie lehnen sich über den Tisch, die Köpfe eng beieinander.
Käthe Kollwitz, Beratung, Zyklus Ein Weberaufstand (1893-1897), Kreidelithographie, Schabeisen und Schabnadel, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Zu den Zitaten

Die Zitate im Beitrag stammen aus Akt Fünf von Gerhart Hauptmanns Die Weber. Er schrieb das Stück zuerst im schlesischen Dialekt und veröffentlichte dann eine sprachlich abgemilderte Variante, damit das Stück weiterverbreitet werden kann. Da unsere Sprecher*innen den entsprechenden Dialekt nicht beherrschen und um die Sprache für ein heutiges Publikum verständlich zu halten, wurde der Dialekt weiter abgemildert und manche Wörter übersetzt. Im Transkript weiter unten wird jedoch unverändert aus dem Stücktext nach https://www.projekt-gutenberg.org/hauptmag/weber/weber.html zitiert.

 

Transkript der Audiospur

Die Männer am Tisch sind entschlossen, sie wollen handeln. Der rechte scheint mit geballten Fäusten auf den Tisch zu schlagen, zu allem bereit. Alle drei beugen sich verschwörerisch nach vorne. Worüber sie wohl reden?

Vielleicht über Ähnliche Dinge, wie Hauptmanns Figuren im zweiten Akt; über die Gründe warum etwas getan werden muss, um ihre Lage zu verbessern.
„Ansorge: […] Du hast doch Bildung, nu da sag amal selber, kann da woll a Auskommen sein bei der Teurung? Drei Taler muß ich hinschmeißen uf Haussteuer, een’n Taler uf Grundabgaben, drei Taler uf Hauszinse. Vierzehn Taler kann ich Verdienst rechen. Bleib’n fer mich sieben Taler ufs ganze Jahr. Dadervon soll ma sich nu bekochen, beheizen, bekleiden, beschuhn, ma soll sich bestricken und beflicken, a Quartier muß ma hab’n und was da noch alles kommt. – Is ’s da a Wunder, wenn man de Zinse ni zahln kann?

Der alte Baumert: ’s mißt amal eener hingehn nach Berlin und mißt’s ’n Keeniche vorstelln, wie’s uns aso geht.

Jäger: Ooch nich aso viel nutzt das, Vater Baumert. ’s sein er schonn genug in a Zeitungen druf zu sprechen gekommen. Aber die Reichen, die drehn und die wenden an Sache aso . . . die ieberteifeln a besten Christen.“

Auf Ihrem Display finden Sie mehr Informationen zu den Zitaten aus Hauptmanns Theaterstück und eine Zusammenfassung von diesem. Und in den andren Beiträgen zu den einzelnen Blättern können Sie noch weiter Informationen wie diese entdecken.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Matthias Albrecht, Nadine Kleinken, Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Eine Gruppe ärmlich gekleideter Männer, Frauen und Kinder zieht nach rechts. Sie tragen Äxte und Sensen griffbereit bei sich und sehen entschlossen aus. Alles ist schwarz-weiß in erkennbaren Linien.
Käthe Kollwitz, Weberzug, Zyklus Ein Weberaufstand (1893-1897), Strichätzung und Schmirgel, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Zu den Zitaten

Die Zitate im Beitrag stammen aus Akt Fünf von Gerhart Hauptmanns Die Weber. Er schrieb das Stück zuerst im schlesischen Dialekt und veröffentlichte dann eine sprachlich abgemilderte Variante, damit das Stück weiterverbreitet werden kann. Da unsere Sprecher*innen den entsprechenden Dialekt nicht beherrschen und um die Sprache für ein heutiges Publikum verständlich zu halten, wurde der Dialekt weiter abgemildert und manche Wörter übersetzt. Im Transkript weiter unten wird jedoch unverändert aus dem Stücktext nach https://www.projekt-gutenberg.org/hauptmag/weber/weber.html zitiert.

 

Transkript der Audiospur

„Bäcker: Wo is der Menschenschinder?

Der alte Baumert: Kenn mir Gras fressen, friß du Sägespäne.

[…]

Der alte Baumert: Arm soll a wern wie ’ne Kirchenmaus. Arm soll a wern.

[…]

Bäcker, der voraneilt, […] Sei mer hier fertig, da fang m’r erscht recht an. Von hier aus geh mer nach Bielau nieber, zu Dittrichen, der de die mechan’schen Webstiehle hat. Das ganze Elend kommt von a Fabriken.

Ansorge kommt vom Flur herein. […] Nimmst du m’r mei Häusl, nehm‘ ich d’r dei Häusl. Immer druf! Mit Geheul ab in den Salon. Die Anwesenden folgen ihm mit Gejohl und Gelächter.“

—-

„Erster junger Weber: Mir wolln leben und weiter nischt. Und deshalb haben mer a Strick durchgeschnitten, an dem mer hingen.

[…]

Bäcker: Was mir nich gutwillig kriegen, das nehmen mir mit Gewalt.“

Das rufen die Weber*innen zumindest in Hauptmanns Drama, während sie nacheinander die Häuser von zwei Fabrikanten stürmen.

Kollwitz folgt der Tradition anderer Streikdarstellungen und zeigt auch die beteiligten Frauen und Kinder: Wie die Männer kämpfen sie um ihre Rechte. Zudem kleidet Kollwitz ihre Figuren in zeitgenössischer Kleidung des 19. Jahrhunderts. So zeigt sie, dass es ihr nicht um den historischen Weberaufstand sondern die aktuelle Notlage der Arbeiter*innen geht. Wenn man dieses und das nächste Blatt betrachtet, fällt auf, dass keine körperliche Auseinandersetzung gezeigt wird. Auch damit grenzt Kollwitz sich bewusst von der hoch angesehenen Historienmalerei ihrer Zeit ab, bei der die Kampfszene oft das zentrale Ereignis ist.

Hauptmann bricht in seinem Theaterstück ebenfalls gezielt mit manchen Konventionen des damaligen Geschichtsdramas, um auf die aktuellen sozialen Verhältnisse der 1890er zu verweisen. Bürgerliche Historienstücke beschäftigen sich nach der Reichsgründung 1871 vor allem mit Themen, die Patriotismus und Gemeinschaftsgefühl erzeugen. Diese Theaterform mochte das Spektakel und detailverliebte Ausstattung. Letzteres behielt Hauptmann bei, aber nicht um Pracht und große Persönlichkeiten zu zeigen. Seine Details sollten möglichst realistisch das Elend abbilden, um Unbehagen zu erzeugen und der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten.

Auf Ihrem Display finden Sie mehr Informationen zu den Zitaten aus Hauptmanns Theaterstück und eine Zusammenfassung von diesem. Und in den andren Beiträgen zu den einzelnen Blättern können Sie noch weiter Informationen wie diese entdecken.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Matthias Albrecht, Nadine Kleinken, Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Schwarz-weißes Bild eines kunstvoll geschmiedeten Tors zu einem großen Haus. Davor drängen sich viele ärmlich gekleidete Menschen. Einige Frauen und Kinder holen Steine aus der Straße und geben sie in Richtung Tor.
Käthe Kollwitz, Sturm, Zyklus Ein Weberaufstand (1893-1897), Strichätzung und Schmirgel, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Zu den Zitaten

Die Zitate im Beitrag stammen aus Akt Fünf von Gerhart Hauptmanns Die Weber. Er schrieb das Stück zuerst im schlesischen Dialekt und veröffentlichte dann eine sprachlich abgemilderte Variante, damit das Stück weiterverbreitet werden kann. Da unsere Sprecher*innen den entsprechenden Dialekt nicht beherrschen und um die Sprache für ein heutiges Publikum verständlich zu halten, wurde der Dialekt weiter abgemildert und manche Wörter übersetzt. Im Transkript weiter unten wird jedoch unverändert aus dem Stücktext nach https://www.projekt-gutenberg.org/hauptmag/weber/weber.html zitiert.

 

Transkript der Audiospur

Gerhart Hauptmann lässt in Die Weber aufführen und von den Figuren beschreiben, was Kollwitz hier bewusst nicht zeigt. In den Regieanweisungen zum vierten Akt steht:

„Im Salon zerklirren Fenster. Ein starker Krach durchschallt das Haus, hierauf brausendes Hurra, danach Stille. Einige Sekunden vergehen, dann hört man leises und vorsichtiges Trappen die Stufen zum ersten Stock empor, dazu nüchterne und schüchterne Ausrufe. […]

Es erscheinen nun junge Weber und Webermädchen in der Flurtür, die nicht wagen einzutreten und eines das andere hereinzustoßen suchen, Nach einigen Sekunden ist die Schüchternheit überwunden, und die ärmlichen, mageren, teils kränklichen, zerlumpten oder geflickten Gestalten verteilen sich in Dreißigers Zimmer und im Salon, […]“

[Die Nachrichten verbreiten sich im nächsten Akt in den Nachbarort]

„Hornig. Gedemoliert haben se’n Fabrikanten sei Haus, unten vom Keller uf bis oben ruf unter de Dachreiter. Aus a Dachfenstern haben se’s Porzlan geschmissen – immer iebersch Dach nunter. […] Ni ock etwa im Wohnhause . . . in d’r Färberei . . . uf a Speichern . . . ! ’s Treppengeländer zerschlagen, de Dielen ufgerissen – Spiegel zertrimmert – Sofa, Sessel, alles zerrissen und zerschlissen, zerschnitten und zerschmissen – zertreten und zerhackt – nee verpucht! – kannst’s glooben, schlimmer wie im Kriege.“

Wie im Blatt zuvor bleibt der Gegner, die Fabrikanten, auch hier unsichtbar. Das ist der deutlichste Unterschied zwischen Kollwitz und Hauptmann. Er erzählt fast einen ganzen Akt aus Sicht der Fabrikantenfamilie Dreißiger und lässt in einer Kneipenszene weitere Gruppen der Gesellschaft zu Wort kommen. Kollwitz gibt ihre Bühne jedoch nur den Arbeitern*innen, sie bleibt stets bei der Perspektive der Unterdrückten. Das macht sie auch im Zyklus zum Bauernkrieg so.

Auf Ihrem Display finden Sie mehr Informationen zu den Zitaten aus Hauptmanns Theaterstück und eine Zusammenfassung von diesem. Und in den andren Beiträgen zu den einzelnen Blättern können Sie noch weiter Informationen wie diese entdecken.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Matthias Albrecht, Nadine Kleinken
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Ein einfacher Raum mit Holzböden und niedriger Holzdecke. Links steht ein Webstuhl unter dem zwei Tote liege, einer hockt mit dem Kopf zwischen den Knien. Eine Frau steht an der Tür und beobachtet niedergeschlagen, wie eine weitere Leiche hineingetragen wird. Licht fällt durchs Fenster hinter hier. Alles ist schwarz-weiß.
Käthe Kollwitz, Ende, Zyklus Ein Weberaufstand (1893-1897), Strichätzung, Aquatinta, Schmirgel und Polierstahl, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Zu den Zitaten

Die Zitate im Beitrag stammen aus Akt Fünf von Gerhart Hauptmanns Die Weber. Er schrieb das Stück zuerst im schlesischen Dialekt und veröffentlichte dann eine sprachlich abgemilderte Variante, damit das Stück weiterverbreitet werden kann. Da unsere Sprecher*innen den entsprechenden Dialekt nicht beherrschen und um die Sprache für ein heutiges Publikum verständlich zu halten, wurde der Dialekt weiter abgemildert und manche Wörter übersetzt. Im Transkript weiter unten wird jedoch unverändert aus dem Stücktext nach https://www.projekt-gutenberg.org/hauptmag/weber/weber.html zitiert.

 

Transkript der Audiospur

„Vier Männer tragen einen Verwundeten durchs »Hause«. Stille. Man hört deutlich eine Stimme sagen. ’s is d’r Ulbrichs Weber. Die Stimme nach wenigen Sekunden abermals. ’s wird woll Feierabend sein mit’n; a hat ’ne Prellkugel ins Ohr gekriegt. Man hört die Männer eine Holztreppe hinaufgehen. Draußen plötzlich. Hurra, hurra!

[…]

Der alte Hilse. […] Zu Mutter Hilse mit wachsender Ekstase. Hie hat mich mei himmlischer Vater hergesetzt. Gell, Mutter? Hie bleiben mer sitzen und tun, was mer schuldig sein, und wenn d’r ganze Schnee verbrennt. Er fängt an zu weben.

Eine Salve kracht. Zu Tode getroffen, richtet sich der alte Hilse hoch auf und plumpt vornüber auf den Webstuhl. Zugleich erschallt verstärktes Hurra-Rufen. […]

Mielchen. Großvaterle, Großvaterle, se treiben de Soldaten zum Dorfe naus, se haben Dittrichens Haus gestirmt, se machen’s aso als wie drieben bei Dreißigern. Großvaterle!? Das Kind erschrickt, wird aufmerksam, steckt den Finger in den Mund und tritt vorsichtig dem Toten näher. Großvaterle!?

Mutter Hilse. Nu mach ock, Mann, und sprich a Wort, ’s kann een’n ja orntlich angst werd’n.“

Kollwitz und Hauptmann bringen ihre Erzählungen in leicht unterschiedlicher Weise zu Ende.
Hauptmann lässt seine Weber*innen erfolgreich das zweite Fabrikantenhaus stürmen und das Militär zurückdrängen. Er zeigt aber auch die individuellen Kosten der Revolte und lässt beim Zuschauer so die Frage offen: Waren sie erfolgreich? Hat sich ihre Lage wirklich verbessert?

Bei Käthe Kollwitz ist klar, die Weber*innen können der schlecht bezahlten Heimarbeit im letzten Bild des Weberzyklus nicht entkommen. Sie bergen ihre Toten. Der mächtige Webstuhl scheint sie zu begraben, während durch die Tür noch der Rauch abgeschossener Gewehre wabert. Der Wandel ist noch nicht erreicht, es muss mehr passieren.

Auf Ihrem Display finden Sie mehr Informationen zu den Zitaten aus Hauptmanns Theaterstück und eine Zusammenfassung von diesem. Und in den andren Beiträgen zu den einzelnen Blättern können Sie noch weiter Informationen wie diese entdecken.

 

Text: Nadine Kleinken
Eingesprochen von: Matthias Albrecht, Nadine Kleinken, Charlotte-Sophie Laege
Aufnahme und Schnitt in Kooperation mit dem Making Media Space im Digital Learning Lab der Universität Bielefeld.

Gallerie

Ein großer Tisch, ein kleiner Tisch, vier große, vier kleine Stühle und ein Nudelholz und ein Spielzeugauto. Alles sieht verkohlt aus. Es liegen auch schwarze Stückchen auf dem Boden herum.
Mona Hatoum, Remains of the Day, 2016-2018, Maschendraht und Holz, Courtesy of the artist and White Cube, © Mona Hatoum, Foto: © White Cube (Kitmin Lee)
Porträt einer Frau, die nach links schaut und ihren Kopf auf ihre knochige Hand stützt. Sie sieht müde und etwas ungepflegt aus.
Käthe Kollwitz, Frauenkopf im Profil nach links, um 1905, Kohle, rosa und gelbe Pastellkreide, gewischt, auf olivbraunem Tonpapier, kaschiert auf Zeichenkarton, Käthe Kollwitz Museum Köln, Foto: Käthe Kollwitz Museum Köln
Eine große rostige Stahlkette liegt auf einem Betonboden. Sieht aus wie die Vergrößerung einer Gebetskette. Die Kette enthält mehr als 30 Kugeln aus Bronze. Die Kugeln sehen aus wie Kanonenkugeln. Den Schluss der Kette bildet ein Metallteil, das wie ein altes Kanonenrohr aussieht, an seiner Öffnung sind vier kleinere Kugeln befestigt.
Mona Hatoum, Worry Beads, 2009, Patinierte Bronze, Weichstahl Courtesy of Mona Hatoum Foundation, © Mona Hartoum, Foto: Courtesy Beirut Art Center; Foto: Agop Kanledjian (Installationsansicht Beirut Art Center)
Gesicht einer jungen Frau mit kurzen Haaren, ganz nahe. Sie schaut selbstbewusst links an uns vorbei. Schwarz-weiß in sichtbaren Stichen abgebildet.
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis (um 1890), Feder und Pinsel in Tusche auf Velin, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), © Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
Gesicht einer mittelalten Frau, ganz nahe. Sie sieht erschöpft aus und stützt ihre Stirn in ihre linke Hand. Schwarz-weiß in sichtbaren Stichen abgebildet.
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis mit Hand an der Stirn (1910), Strichätzung, Kaltnadel, © Privatsammlung
Hochkant stehende Gitterboxen aus Baustahlmatten, so sieht es zumindest aus. Darin liegen runde rote Objekte aus Glas.
Mona Hatoum, Cellules, 2012-2013, Weichstahl und mundgeblasenes Glas in acht Teilen, Courtesy of the artist and Galerie Chantal Crousel, Paris, © Mona Hatoum, Foto: Courtesy Galerie Chantal Crousel, Paris; Foto: Florian Kleinefenn (Installationsansicht im Centre Pompidou, Paris)
Blick von oben in eine Gitterbox aus Baustahl mit zwei rundlichen roten Glasbehältern darin.
Mona Hatoum, Cellules (Detail), 2012-2013, Weichstahl und mundgeblasenes Glas in acht Teilen, Courtesy of the artist and Galerie Chantal Crousel, Paris, © Mona Hartoum, Foto: Courtesy Galerie Chantal Crousel, Paris; Foto: Florian Kleinefenn (Installationsansicht Centre Pompidou, Paris)
Die Künstlerin Käthe Kollwitz im seitlichen Profil. Die rechte Hand ruht am linken Ohr. Wenig Licht fällt auf das Haar, das Gesicht und den angedeuteten Rücken. Die Gestalt sieht mutlos aus.
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis, 1924 Holzschnitt, Kunsthalle Bielefeld, Foto: Philipp Ottendörfer
Ein Mensch reckt seinen rechten Arm empor, die linke Hand ruht auf der Brust. Der Mund ist geöffnet. Dahinter sehr groß die Worte "Nie wieder Krieg".
Käthe Kollwitz, “Nie wieder Krieg”, 1924, Kreide- und Pinsellithografie (Umdruck), Käthe Kollwitz Museum Köln, Foto: Käthe Kollwitz Museum Köln
Drei hochkant stehende Stahlquader, mit vielen regelmäßigen Fächern darin. Sie haben Löcher, als ob hineingeschossen wurde. Erinnern an zerschossene Hochhäuser.
Mona Hatoum, Bourj A, 2011, Bourj II, 2011 and Bourj III, 2011, Weichstahl, Courtesy of Mona Hatoum Foundation, © Mona Hatoum, Foto: Courtesy of the artist and MdbK Leipzig; Foto: dotgain.info (Installationsansicht MdbK Leipzig)
Ein fast menschenhoher Würfel aus Stacheldraht in einem Raum mit grauem Fußboden und hellgrünen abgenutzten Wänden.
Mona Hatoum, Cube (9 x 9 x 9), 2008, schwarz brünierter Stahl, Courtesy of Mona Hatoum Foundation, © Mona Hatoum, Foto: Courtesy Galerie Max Hetzler, Berlin / Paris; Foto: Holger Niehaus (Installationsansicht Galerie Max Hetzler, Berlin)