Stellung beziehen. Käthe Kollwitz, Mona Hatoum

Porträt einer Frau, die nach links schaut und ihren Kopf auf ihre knochige Hand stützt. Sie sieht müde und etwas ungepflegt aus.
Käthe Kollwitz, Frauenkopf im Profil nach links, um 1905, Kohle, rosa und gelbe Pastellkreide, gewischt, auf olivbraunem Tonpapier, kaschiert auf Zeichenkarton, Käthe Kollwitz Museum Köln, Foto: Käthe Kollwitz Museum Köln

„Stellung beziehen“ ist in der heutigen Gesellschaft mehr denn je gefordert – in einer Zeit, die geprägt ist von sich verschärfenden sozialen Ungleichheiten, wachsenden Feindseligkeiten gegenüber Andersdenkenden, von verstärkter Flucht- und Migrations-, Konflikt- und Kriegserfahrung. In der Ausstellung begegnen sich mit Käthe Kollwitz und Mona Hatoum zwei Künstlerinnen – eine historische und eine zeitgenössische Position –, die mit ihrer Kunst ein Mahnmal gegen Leid und Unterdrückung setzen und für mehr Menschlichkeit eintreten.

„Ich will wirken in dieser Zeit“ gehört zu den berühmtesten Aussprüchen von Käthe Kollwitz (1867–1945). Wie wenige andere hat sie ihre Kunst mit einem sozialpolitischen, humanitären und pazifistischen Engagement verbunden. Mit Empathie nahm sie sich des durch Industrialisierung, Landflucht und Arbeitslosigkeit von Armut und Elend bedrängten Menschen am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts an. Zudem spiegeln sich Kollwitz‘ Erfahrungen zweier Weltkriege und deren Folgen, darunter der Verlust des eigenen Sohnes, der 1914 fiel, in ihrem Werk.

Die Arbeiten der in Beirut geborenen Künstlerin Mona Hatoum (*1952, lebt in London), die der Ausbruch des Bürgerkriegs im Libanon 1975 daran hinderte, von einem Kurzbesuch in London in ihre Heimat zurückzukehren, erweitern die Ausstellung um eine globale Perspektive. Wie Kollwitz thematisiert auch Hatoum, Trägerin des Käthe-Kollwitz-Preises von 2010, menschliche Grunderfahrungen. Schmerz, Leid und Verletzlichkeit, aber auch das Vertraute und Häusliche, das durch institutionelle Gewalt und Machtsysteme zerstört, gefährdet oder verfremdet wird, stehen bei ihr im Zentrum.

Trotz ihrer Thematik sind die Werke der beiden Künstlerinnen, die sich außerdem in einer auf das Wesentliche reduzierten Formensprache treffen und Farbe allenfalls pointiert einsetzen, kein Ausdruck von Resignation. Die Arbeiten beider appellieren an unsere Anteilnahme und zeugen von positivem Engagement.

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich, in Zusammenarbeit mit dem Käthe Kollwitz Museum Köln.

Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung pro Bielefeld und dem Förderkreis Kunsthalle Bielefeld e.V.

Die Bildung und Vermittlung der Ausstellung wird gefördert von der Sparkasse Bielefeld.

 

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Mona Hatoum, Bourj A, 2011, Bourj II, 2011, Bourj III, 2011, Weichstahl, Courtesy of the artist and MdbK Leipzig, © Mona Hatoum, Foto: © dotgain.info

Gallerie

Ein großer Tisch, ein kleiner Tisch, vier große, vier kleine Stühle und ein Nudelholz und ein Spielzeugauto. Alles sieht verkohlt aus. Es liegen auch schwarze Stückchen auf dem Boden herum.
Mona Hatoum, Remains of the Day, 2016-2018, Maschendraht und Holz, Courtesy of the artist and White Cube, © Mona Hatoum, Foto: © White Cube (Kitmin Lee)
Porträt einer Frau, die nach links schaut und ihren Kopf auf ihre knochige Hand stützt. Sie sieht müde und etwas ungepflegt aus.
Käthe Kollwitz, Frauenkopf im Profil nach links, um 1905, Kohle, rosa und gelbe Pastellkreide, gewischt, auf olivbraunem Tonpapier, kaschiert auf Zeichenkarton, Käthe Kollwitz Museum Köln, Foto: Käthe Kollwitz Museum Köln
Eine große rostige Stahlkette liegt auf einem Betonboden. Sieht aus wie die Vergrößerung einer Gebetskette. Die Kette enthält mehr als 30 Kugeln aus Bronze. Die Kugeln sehen aus wie Kanonenkugeln. Den Schluss der Kette bildet ein Metallteil, das wie ein altes Kanonenrohr aussieht, an seiner Öffnung sind vier kleinere Kugeln befestigt.
Mona Hatoum, Worry Beads, 2009, Patinierte Bronze, Weichstahl Courtesy of Mona Hatoum Foundation, © Mona Hartoum, Foto: Courtesy Beirut Art Center; Foto: Agop Kanledjian (Installationsansicht Beirut Art Center)
Gesicht einer jungen Frau mit kurzen Haaren, ganz nahe. Sie schaut selbstbewusst links an uns vorbei. Schwarz-weiß in sichtbaren Stichen abgebildet.
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis (um 1890), Feder und Pinsel in Tusche auf Velin, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), © Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
Gesicht einer mittelalten Frau, ganz nahe. Sie sieht erschöpft aus und stützt ihre Stirn in ihre linke Hand. Schwarz-weiß in sichtbaren Stichen abgebildet.
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis mit Hand an der Stirn (1910), Strichätzung, Kaltnadel, © Privatsammlung
Hochkant stehende Gitterboxen aus Baustahlmatten, so sieht es zumindest aus. Darin liegen runde rote Objekte aus Glas.
Mona Hatoum, Cellules, 2012-2013, Weichstahl und mundgeblasenes Glas in acht Teilen, Courtesy of the artist and Galerie Chantal Crousel, Paris, © Mona Hatoum, Foto: Courtesy Galerie Chantal Crousel, Paris; Foto: Florian Kleinefenn (Installationsansicht im Centre Pompidou, Paris)
Blick von oben in eine Gitterbox aus Baustahl mit zwei rundlichen roten Glasbehältern darin.
Mona Hatoum, Cellules (Detail), 2012-2013, Weichstahl und mundgeblasenes Glas in acht Teilen, Courtesy of the artist and Galerie Chantal Crousel, Paris, © Mona Hartoum, Foto: Courtesy Galerie Chantal Crousel, Paris; Foto: Florian Kleinefenn (Installationsansicht Centre Pompidou, Paris)
Die Künstlerin Käthe Kollwitz im seitlichen Profil. Die rechte Hand ruht am linken Ohr. Wenig Licht fällt auf das Haar, das Gesicht und den angedeuteten Rücken. Die Gestalt sieht mutlos aus.
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis, 1924 Holzschnitt, Kunsthalle Bielefeld, Foto: Philipp Ottendörfer
Ein Mensch reckt seinen rechten Arm empor, die linke Hand ruht auf der Brust. Der Mund ist geöffnet. Dahinter sehr groß die Worte "Nie wieder Krieg".
Käthe Kollwitz, “Nie wieder Krieg”, 1924, Kreide- und Pinsellithografie (Umdruck), Käthe Kollwitz Museum Köln, Foto: Käthe Kollwitz Museum Köln
Drei hochkant stehende Stahlquader, mit vielen regelmäßigen Fächern darin. Sie haben Löcher, als ob hineingeschossen wurde. Erinnern an zerschossene Hochhäuser.
Mona Hatoum, Bourj A, 2011, Bourj II, 2011 and Bourj III, 2011, Weichstahl, Courtesy of Mona Hatoum Foundation, © Mona Hatoum, Foto: Courtesy of the artist and MdbK Leipzig; Foto: dotgain.info (Installationsansicht MdbK Leipzig)
Ein fast menschenhoher Würfel aus Stacheldraht in einem Raum mit grauem Fußboden und hellgrünen abgenutzten Wänden.
Mona Hatoum, Cube (9 x 9 x 9), 2008, schwarz brünierter Stahl, Courtesy of Mona Hatoum Foundation, © Mona Hatoum, Foto: Courtesy Galerie Max Hetzler, Berlin / Paris; Foto: Holger Niehaus (Installationsansicht Galerie Max Hetzler, Berlin)