Architektursymposium Teil I

Gute Geister, Böse Geister

Den Geschichten der Kunsthalle ins Auge sehen

21. + 22. April 2023

Der Museumsbau der Kunsthalle Bielefeld, ein von Philip Johnson entworfener und 1968 eröffneter exemplarischer Entwurf der Spätmoderne, zählt zu den ersten Museumsneubauten der jungen Bundesrepublik. Der US-amerikanische Architekt Philip Johnson war über 60 Jahre hinweg erfolgreich in der Architekturszene tätig, einer der bedeutendsten Architekturtheoretiker des 20. Jahrhunderts, Begründer der Abteilung Design/Architektur am MoMA New York, Kurator, Sammler und Mäzen. Er war wohlhabend, aber auch feinsinnig und homosexuell. Bei all dem darf aber auch nicht übersehen werden, dass er in den 1920er- und 30er-Jahren ein bekennender Nationalsozialist war.

Auch die Einweihungszeremonie der Kunsthalle Bielefeld war mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands verknüpft. Ursprünglich sollte sie Kaselowsky-Haus, Kunsthalle der Stadt Bielefeld, heißen. Damit wollte die Stifterfamilie Oetker an ein wohltätiges Familienmitglied erinnern. Dessen Zughörigkeit zum damaligen SS-Freundeskreis Himmler wurde ausgeblendet. Die Bürger*innen von Bielefeld protestierten zu Recht und die Zeremonie wurde zunächst abgesagt.

Nun sanieren und modernisieren wir die Kunsthalle Bielefeld und fragen uns: Wie gehen wir mit unserer Geschichte um? Wie ist der Bau der Kunsthalle Bielefeld architekturhistorisch einzuordnen? In welcher Relation steht der Entwurf zur jungen bundesrepublikanischen Geschichte und wie ist er mit Johnsons Verhältnis zu Europa und insbesondere Deutschland zu verstehen? Bildet sich Johnsons frühere Begeisterung für den Faschismus in seiner Architektur ab?

Kommt vorbei und diskutiert mit!

Eine Playlist mit den Aufzeichnungen aller Vorträge findet ihr auf unserem YouTube-Kanal.

Blogeinträge zu den einzelnen Impulsreferaten und die jeweils zugehörige Aufzeichnung sind unten in den Biografien verlinkt.

Wir treffen in Teil I

 

Mittelalter weißer Mann mit Brille, hellbraunen bis grauen Haaren und Bart. Er trägt ein hellblaues Hemd und schwarzes Sakko.
Prof. Dr. Eduard Führ

Honorarprofessor für Architekturvermittlung, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Von 1994 bis 2010 leitete er den Lehrstuhl Theorie der Architektur an der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus (heute: Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg. Zuvor hatte er Professuren an der Hochschule für Technik Stuttgart an der Hochschule für Bauwesen in Cottbus inne und war als Gastprofessor an University of New Orleans oder an der Leuphana Universität Lüneburg tätig. 2019 wurde er von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg zum Honorarprofessor für Architekturvermittlung ernannt, wo er zuvor zusammen mit Riklef Rambow auch einen Master-Studiengang Architekturvermittlung eingerichtet hatte.

Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit war Führ auch Kurator von Ausstellungen: Architekturteil der Ausstellung Das Prinzip Hoffnung. Aspekte der Utopie in der Kunst und Kultur des 20. Jahrhunderts im Kunstmuseum Bochum (1983/84) und die Ausstellung Heimat – Worin noch niemand war (1985) in Berlin, Heidelberg und Mülheim.

1996 gründete Führ die Online-Fachzeitschrift Wolkenkuckucksheim und die darin integrierte Offene Sammlung Theorie der Architektur (OS|ThArch). Er ist Stifter und Vorsitzender des Kuratoriums der Momus Stiftung – Förderung der Theorie, Wissenschaft und Kritik der Architektur, 2019 gründete er mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Praxis die Ideenkonferenz Bielefeld (I-KON), eine zivilgesellschaftliche Aktivität zur städtebaulichen, infrastrukturellen, architektonischen und kulturellen Entwicklung Bielefelds. Er gehört 2022 zu den Gründern des Forums Architektonik und Hermeneutik.

Zahlreiche Publikaktionen und Aufsätze, u.a. Identitätspolitik – „Architect Professor Cesar Pinnau“ als Entwurf und Entwerfer. Bielefeld 2016 oder Blühende Landschaften (zusammen mit Heinz Nagler); in: Sigrid Ruby, Barbara Krug-Richter, Amalia Barboza (Hgg): Heimat verhandeln? Kunst und kulturwissenschaftliche Annäherungen; Köln 2020

Er führt uns als Moderator durch die Diskussionen.

Etwas ältere weiße Frau mit schulterlangen blonden Haaren und einer Brille. Sie sitzt auf einem Stuhl, ein Mikrofon in der Hand.
Dr. Irene Below, Foto: Ivo Hammer (Ausschnitt)

Kunsthistorikerin, Werther

Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik in München, Köln, Florenz und Berlin. Promotion an der FU Berlin (1971). Seit 1970 Planerin und von 1974 bis 2004 Dozentin am Oberstufen-Kolleg der Universität Bielefeld. Seither freiberufliche Tätigkeit als Dozentin, Kuratorin und Publizistin. Von 1988 bis 1999 Koordinatorin der AG Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts in der Sektion „Frauenforschung in der Kunstwissenschaft“ im Ulmer Verein für Kunst- und Kulturwissenschaft. 2000 Gründungsmitglied des frauenkunstforum-owl e.V. (fkf-owl), jetzt Künstlerinnenforum Bielefeld-OWL e.V. und 2001 Initiatorin der „ein-seh-bar – sichtbares künstlerinnenarchiv ostwestfalen-lippe“. Seit 2000 aktiv in der AG Frauen und Exil der Gesellschaft für Exilforschung.

Sie hält bei uns das Impulsreferat:
Kunst hat WUMM – Die Kunsthalle und ihre Namensgebung als Ort zivilgesellschaftlicher Debatten und künstlerischer Interventionen

Hier geht es zu dem Blogbeitrag über ihren Vortrag.  

Porträt eines jungen weißen Mannes. Er hat kurze, leicht gelockte Haare, eine Brille und trägt sportliche Kleidung. Im Hintergrund ist Wasser zu sehen.
Prof. Dr. Jeffrey Lieber

Kunsthistoriker, Texas State University

Außerordentlicher Professor für Kunstgeschichte an der Texas State University und Autor von „Flintstone Modernism or the Crisis in Postwar American Culture“ (MIT Press, 2018). Seine Essays über Philip Johnson sind in internationalen Publikationen erschienen, unter anderem in der Neuen Zürcher Zeitung. Liebers Meinungsbeitrag in der New York Times von 2018 („What Will We Lose When the Union Carbide Building Falls?“) löste eine Debatte über die Bedeutung der Architektur der Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA aus. Seine weitreichenden Interessen auf diesem Gebiet wurden unter anderem durch den „Delmas Foundation Grant for Independent Research“ in Venedig gefördert und spiegeln sich in der Kuratierung provokativer Filmreihen für das Harvard Film Archive und The New School in New York wider. Er erhielt seinen AB vom Vassar College und seinen PhD in Kunstgeschichte von der University of Michigan, Ann Arbor.

Er hält bei uns das Impulsreferat:
The Passions of Philip Johnson (Die Leidenschaften Philip Johnsons)

Hier geht es zu dem Blogbeitrag über seinen Vortrag.   

Mittelalter weißer Mann mit gelocktem grauem Haar. Er steht in offenem Hemd und T-Shirt mit verschränkten Armen in einem Ausstellungsraum.
Dr. Andrea Lissoni

Künstlerischer Leiter des Haus der Kunst München

Seit 2020 künstlerischer Leiter des Haus der Kunst in München. Im April 2022 begann dort sein Programm, das auf einem transdisziplinären Ansatz basiert, bei dem alle Bereiche eng verbunden sind. Zuvor war er Senior Curator, International Art (Film) an der Tate Modern, London, und Kurator am HangarBicocca, Mailand. In der Tate hat er neue Ausstellungsformate wie die Live-Ausstellung 2017 und 2018, die Sammlungspräsentation und das Live-Programm bei der Eröffnung des neuen Gebäudes 2016 initiiert und mitkuratiert sowie Philippe Parrenos Turbine Hall Commission 2016 und Überblicksausstellungen zu den Künstlern Joan Jonas und Bruce Nauman kuratiert.

Seine Forschung befasst sich mit Lebendigkeit, filmischen Aspekten in zeitbasierten Kunstwerken, der Wahrnehmung von Zeit und Formen der Übertragung, des Austauschs und des Engagements in der zeitgenössischen Kunst. Er erforscht diese durch transdisziplinäre Ansätze der Ausstellungsgestaltung und konzentriert sich dabei auf künstlerische Kontexte in nicht-dominanten Kulturen und Subkulturen, darunter insbesondere Musik und Sound.

Er hält bei uns das Impulsreferat:
The public museum as a monument (Das öffentliche Museum als Monument)

Hier geht es zu dem Blogbeitrag über seinen Vortrag.   

Mittelalte weiße Frau mit kurzen, hellblonden Haaren und einer großen roten, Brille. Sie steht mit verschränkten Armen in einem hellroten Anzug.
Dr. Ulrike Lorenz, Foto: Ina Schoenenburg

Präsidentin Klassik Stiftung Weimar

Seit 2019 Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar. Zuvor leitete die promovierte Kunsthistorikerin über zehn Jahre die Kunsthalle Mannheim und verantwortete u.a. deren Neubau.

Sie hält bei uns den Vortrag:
Years of Construction. Impuls Kunsthalle Mannheim. Architektur, Konzept, Digitalstrategie

Hier geht es zu dem Blogbeitrag über ihren Vortrag.  

Porträt eines älteren weißen Mannes mit kurzen grauen Haaren, Stoppelbart und Brille. Er trägt weißes Hemd und schwarzes Sakko.
Prof. Dr. Fritz Neumeyer

em. Professor für Architekturtheorie, Technische Universität Berlin und Architekt

1993–2012 Professor für Architekturtheorie an der Technischen Universität Berlin. 1992 Jean Labatut Professor, School of Architecture, Princeton University. 1989-1992 Professor für Architekturgeschichte, Universität Dortmund. – Gastprofessuren an der Harvard University, KU Leuven, SCIARC, Institut d´ Humanitats de Barcelona, Universidad de Navarra, Pamplona.

Zahlreiche Veröffentlichungen zur Theorie und Geschichte der Architektur, darunter: Mies van der Rohe. Das kunstlose Wort. Gedanken zur Baukunst, Berlin 1986, 2. Aufl. 2016; Friedrich Gilly 1772-1800. Essays on Architecture, Santa Monica 1994 (Berlin 1997); Der Klang der Steine. Nietzsches Architekturen, Berlin 2001; Quellentexte zur Architekturtheorie, München 2002; Originalton Mies van der Rohe. Die Lohan-Tapes von 1969, Berlin 2020; Ausgebootet: Mies van der Rohe und das Bauhaus 1933 – Outside The Bauhaus. Mies van der Rohe and Berlin 1933, Berlin 2020.

Er hält bei uns das Impulsreferat:
Philip Johnsons Bielefelder Kunsthalle von 1968: eine Herausforderung für die deutsche Architekturkritik.

Hier geht es zu dem Blogbeitrag über seinen Vortrag.   

Porträt eines mittelalten weißen Mannes mit kurzen grauen Haaren und prägnanten Augenbrauen. Er trägt ein Graues Sakko, blaues Hemd und helle, gestreifte Krawatte.
Dr. Jochen Rath, Foto: Ralph Pache

Leiter des Stadtarchivs und der Landesgeschichtlichen Bibliothek Bielefeld

geb. 1967 in Lemgo. Magister-Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Historischen Hilfswissenschaften und Politikwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. DFG-Stipendiat im Rahmen des Graduiertenkollegs „Staatlichkeit in Mittelalter und Neuzeit“ an der Justus-Liebig-Universität. 1997 Promotion mit einer Arbeit über Handlungsspielräume der Hanse(städte) in den Konflikten Braunschweigs mit den Welfen im 17. Jahrhundert. 1999-2001 Archivreferendariat am Landeshauptarchiv Koblenz, Rheinland-Pfalz, und an der Archivschule Marburg. 2001 bis 2003 Archivrat am Landeshauptarchiv Koblenz (u. a. Leitung der Landeskoordinierungsstelle zur Nachweisbeschaffung für Zwangsarbeiter). 2003-2006 Leitung des Kreisarchivs Warendorf. Seit 2006 Leitung Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld. Veröffentlichungen zur Stadt- (u. a. 67 Online-Beiträge; Buch: Bielefeld – Eine Stadtgeschichte, 2019), Regional-, Hanse- und NS-Geschichte, Fachbeiträge zum Archivwesen. Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen sowie des Beirats des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e.V.

Er hält bei uns das Impulsreferat:
Wiederholt endgültig „ausdiskutiert“!? – Biographische und erinnerungskulturelle Beobachtungen zu Richard Kaselowsky

Hier geht es zu dem Blogbeitrag über seinen Vortrag.  

Porträt eines mittelalten weißen Mannes mit kurzen Haaren und prägnanten Augenbrauen. Er steht mit verschränkten Armen in dunkelblauem Sakko und weißem Hemd in einem Treppenhaus.
Prof. Dr. Stephan Trüby, Foto: Uli Regenscheit

Professor für Architekturtheorie und Direktor des IGmA der Universität Stuttgart

geb. 1970. Professor für Architekturtheorie und Direktor des Instituts für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGmA) der Universität Stuttgart. Zuvor war er Professor für Temporäre Architektur an der HfG Karlsruhe (2007-09), leitete das Postgraduiertenprogramm MAS Scenography/Spatial Design an der Zürcher Hochschule der Künste (2009-2014), lehrte Architekturtheorie an der Harvard University (2012-2014) und war Professor für Architektur und Kulturtheorie an der TU München (2014-2018). Zu seinen wichtigsten Büchern gehören Exit-Architektur. Design zwischen Krieg und Frieden (2008), The World of Madelon Vriesendorp (2008, mit Shumon Basar), Germania, Venezia. Die deutschen Beitrage zur Architekturbiennale Venedig seit 1991 – Eine Oral History (2016, mit Verena Hartbaum), Absolute Architekturbeginner: Schriften 2004-2014 (2017), Die Geschichte des Korridors (2018) und Rechte Räume. Politische Essays und Gespräche (2020).

Er hält bei uns das Impulsreferat:
Moralkommunikation in der Architektur. Über Philip Johnson und Andere

Hier geht es zu dem Blogbeitrag über seinen Vortrag.   

Eine weiße Frau mit langen blonden Haaren im mittleren Alter. Sie trägt eine weiße Bluse unter kobaltblauem Blazer.
Christina Végh, Foto: Philipp Ottendörfer

Direktorin der Kunsthalle Bielefeld

Seit Februar 2020 ist die Kunsthistorikerin Christina Végh (*1970 Zürich) Direktorin der Kunsthalle Bielefeld. Zuvor leitete sie ab 2015 die Kestner Gesellschaft in Hannover, und war von 2004 bis 2014 Direktorin des Bonner Kunstvereins. Erste Station nach ihrem Studium an der Universität Zürich (Kunstgeschichte, Ethnologie, Philosophie) und einem Aufenthalt an der University of California Santa Cruz, war die Kunsthalle Basel, wo sie von 2000 bis 2004 als Kuratorin tätig war. Végh ist Kuratorin von Ausstellungen u.a. mit Monica Bonvicini, Monika Baer, John Baldessari, Rita McBride, Haegue Yang, Charline von Heyl, Annette Kelm, James Richards, Franz Erhard Walther oder Christopher Williams und verantwortet auch umfangreiche Gruppenausstellungen wie „Wo Kunst geschehen kann. Die frühen Jahre von Cal Arts“ (Ko-Kurator Philipp Kaiser) oder „Made in Germany Drei“ und publizierte in entsprechenden Katalogen. Végh ist in zahlreichen Gremien und Jurys tätig, unter anderem 2017 als Gast-Juror des Wolfgang Hahn-Preis, Ludwig Museum Köln oder bei der Pro Helvetia als Mitglied der Kunstbiennalen-Jury (2015-2018), seit 2018 ist sie Mitglied der Jury des Justus Bier-Preis. Von 2008-2012 engagierte sich Végh im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kunstvereine (AdKV). 2010 wurde Végh von der schweizerischen Kunstkommission des Eidgenössischen Bundesamts für Kultur mit einem Preis für Kunst- und Architekturvermittlung ausgezeichnet.

Sie begrüßt uns an den Symposiumstagen jeweils mit einer Einführung.

Hier geht es zu ihrem einführenden Blogbeitrag „Kunsthalle Bielefeld – für das 21. Jahrhundert entwickeln: Sanierung/Erweiterung“. 

Das Symposium wird gefördert und unterstützt durch:

Schwarz-weiß Logo, linksbündig der Name der Institution und rechtsbündig das Wappen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.
Schwarz-weiß Logo, ein schwarzes Rechteck in dem der Name des Vereins in Großbuchstaben steht.
Stiftungsloge, in Grün steht links in Großbuchstaben B & A mit einem Kreis darum. Rechts daneben ist der Stiftungsname in Großbuchstaben ausgeschrieben.