Jacoba van Heemskerck

Kompromisslos modern

Blick auf zwei Ausstellungswände in der Kunsthalle. Im Vordergrund ein in Grün und Blau und Violett gehaltenes Gemälde mit Kiefern, weiter hinten an der Wand drei Querformate mit geometrischen Formen, vielleicht Segeln, und Dreiecken, vielleicht Bergen, und gelbem Himmel.
Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern. Installationsansicht. Foto: Philipp Ottendörfer

Jacoba van Heemskerck (1876–1923) hat in weniger als zwei Jahrzehnten ein kraftvolles Œuvre geschaffen, das Gemälde, Holzschnitte und Glasarbeiten umfasst. Rhythmische Kompositionen des Bildraums, schwarze Umrisslinien und ein intensiver Farbeinsatz prägen die expressiven Landschafts-, Stadt- und Hafenmotive der Niederländerin.

Durch ihre Hinwendung zur Anthroposophie unterscheidet sich van Heemskerck von anderen Protagonist*innen des Expressionismus. Kunst ist für sie nicht nur Ausdruck subjektiver Empfindung, sondern auch ein Weg der Erkenntnis, vor allem über die elementare Wirkung von Licht und Farbe auf die Betrachter*innen. Die Leuchtkraft und zunehmende Transparenz ihrer Werke machen dies deutlich. Dabei nimmt die angewandte Kunst bei ihr keinen geringeren Stellenwert ein als die Malerei, im Gegenteil, am Ende ihres Lebens verwirklicht van Heemskerck in der Glaskunst ihr Streben nach «leuchtend geistlichen» Farben.

Die Ausstellung zeigt ca. 60 Werke aus allen Schaffensphasen: Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte, Glasarbeiten und Mosaike. Sie reichen von einer gegenständlichen, streng rhythmisierten Formensprache bis zu einer organisch-fließenden Abstraktion.

Nach ihrer Entscheidung für die Künstlerinnenlaufbahn ist die Niederländerin zunächst im Umfeld des Malers Piet Mondrian tätig. Sie stellt in Amsterdam, Domburg, Brüssel und Paris mit den überwiegend männlichen Kollegen aus. Von 1913 bis 1923 gehört sie zur avantgardistischen Bewegung des «Sturm» von Herwarth Walden in Berlin und ist dort eine der am meisten gezeigten Positionen. Der namhafte Galerist und Verleger machte auch Künstler*innen wie Franz Marc, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter oder Alexej Jawlensky bekannt.

Van Heemskercks Suche nach Spiritualität und ihre Ablehnung eines rein durch Materialismus und Positivismus bestimmten Verständnisses der Natur und des Kosmos machen ihr Werk heute, wo wir unter anderen Vorzeichen wiederum gefordert sind, die komplexen Zusammenhänge in der Welt als Ganzes zu sehen, höchst aktuell.

Kuratorin: Dr. Henrike Mund

Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Kunstmuseum Den Haag, den Museen Stade und dem Edwin Scharff Museum Neu-Ulm entstanden. Sie steht unter der Schirmherrschaft von S. E. Wepke Kingma, Botschafter des Königreichs der Niederlande in Deutschland.

Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung pro Bielefeld und dem Königreich der Niederlande.

Der begleitende Ausstellungskatalog (Hirmer Verlag) wird gefördert von der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Gallerie

Ein leicht abgedunkelter Ausstellungsraum, zwei Wände über Eck. Rechts drei Gemälde, die Entwürfe für Glasfenster sind, daher schwarze Linien zwischen den in gedeckten Farben gehaltenen Flächen. Hinten an der Wand ein Leuchtkasten, der ein Glasfenster von hinten beleuchtet.
Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern. Installationsansicht. Foto: Philipp Ottendörfer
Blick auf zwei Ausstellungswände in der Kunsthalle. Im Vordergrund ein in Grün und Blau und Violett gehaltenes Gemälde mit Kiefern, weiter hinten an der Wand drei Querformate mit geometrischen Formen, vielleicht Segeln, und Dreiecken, vielleicht Bergen, und gelbem Himmel.
Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern. Installationsansicht. Foto: Philipp Ottendörfer
Eine Ausstellungswand in der Kunsthalle Bielefeld. Links oben die Schrift: Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern. Darunter ein Text zur Ausstellung. Rechts davon zwei Gemälde in gedeckten Farben, ein Hochformat und ein Querformat.
Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern. Installationsansicht. Foto: Philipp Ottendörfer