Träume einer Eule, Who the Bær und der verwundete Planet

Geschichten aus der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld und eine Intervention von Simon Fujiwara

Begib dich auf einem Flug durch spannende Informationen.

Losgelöst vom Ausstellungsraum können im KB Kosmos weitere Beziehungen zwischen den Werken und Themen der Ausstellung erforscht werden.

Eine kleine Eule aus Bronze und „Who the Bær“: Gemeinsam mit diesen beiden Figuren begegnen wir der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld anders und entdecken sie in manchmal ganz ungewohnten Zusammenstellungen neu. Die Eule aus Bronze mit dem Titel „Eulentraum“ (Songe de hibou) wurde 1937/38 vom deutsch-französischen Künstler Hans (Jean) Arp (1886 -1966) geschaffen. „Who the Bær“ ist eine vom britisch-japanischen Künstler Simon Fujiwara (*1982 in London, lebt und arbeitet in Berlin) entworfene Kunstfigur, die sich in Zeichnungen, in der Malerei, im Film oder als Skulptur manifestiert.

Wir leben auf einem „verwundeten Planeten“. Erstmals in der Menschheitsgeschichte bildet sich unser Handeln im planetarischen System ab. Mit der Klimakrise konfrontiert, ist ein Perspektivenwechsel von uns allen gefordert. Welchen Beitrag kann ein Museum leisten? Welche Werke und welche neuen Konstellationen können uns anregen, unser Denken und unsere Beziehung zur Welt zu ändern? Welche Arbeiten oder Themen in der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld bekommen vor dem Hintergrund der Klimakrise im Zeitalter des „Anthropozäns“ eine neue Bedeutung? Die Sammlung der Kunsthalle, die durch Ankäufe und Schenkungen seit 1928 auf über 5.000 Werke angewachsen ist, fassen wir als unser bildnerisches Gedächtnis auf. Seit 2010 ist die Skulptur „Eulentraum“ von Hans (Jean) Arp als Dauerleihgabe der Staff Stiftung, Lemgo Teil davon. Mit seiner Auffassung, dass künstlerische und natürliche Prozesse gleichwertig sind und dass der Mensch und sein Handeln immer in Beziehung zur Natur und keineswegs übergeordnet sind, nahm Arp zentrale Aspekte unseres heute geforderten Denkens vorweg.

Gezeigt werden insgesamt 200 Arbeiten von rund 150 internationalen Künstler*innen. Neben alten Bekannten unserer Sammlung zeigen wir auch bisher selten gezeigte Werke. Ebenso präsentieren wir Schenkungen und Ankäufe aus den letzten Jahren. Vereinzelte Ausleihen (von Hans Arp, Julia Scher und Charline von Heyl) ergänzen die Schau.

Die Werke, die vom 19. Jahrhundert bis heute reichen, sind dieses Mal nicht nach klassischen Kategorien wie Stil, Epoche oder Motiven wie etwa „Landschaft“, „Interieur“ oder Portrait“ geordnet. Bei unserer Beschäftigung mit dem „verwundeten Planeten“ haben wir uns an Begriffen orientiert, die in den Diskussionen über unsere aktuellen gesellschaftlichen Naturbedingungen („Anthropozän“) wichtige Modelle darstellen und Orientierung geben. Hierfür wurde eine besondere Ausstellungsarchitektur entwickelt.

Während die Skulptur „Eulentraum“ von Hans (Jean) Arp Anstoß gibt, unsere Beziehung zur Welt auszuloten, berührt „Who the Bær“, die Kunstfigur, die Simon Fujiwara seit 2020 kontinuierlich weiterentwickelt, aktuelle gesellschaftspolitische Fragen nach unserer eigenen Orientierung in der Welt. Die Figur besitzt scheinbar kein Geschlecht, keine Sexualität oder Nationalität. Sie vereint zugleich die Widersprüchlichkeiten und Zerrissenheit, die uns heute im Zerrbild der globalisierten Welt, die von Social Media angetrieben wird, begleiten. Worauf gründet meine Identität? Wie stehe ich in und zu der Welt? Was kann die Kunst bewirken?

Die Ausstellung versteht sich als eine Versuchsanordnung, in der die Sammlung der Kunsthalle nach möglichen „Träumen einer Eule“ neu geordnet ist. Den Anfang macht der Traum als solcher, weitere Bereiche markieren Begriffe wie „Biosphäre“, „Technosphäre“, „Fiktion“, „Situierung“ oder „Soziosphäre“. Die Entwicklung der Begriffe nach Kategorien aus den Theorien des Anthropozäns wurde gemeinsam mit Prof. Dr. Timo Skrandies (Institut für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) erarbeitet. Das Ausstellungsprojekt und seine digitale Erweiterung KB Kosmos werden während der Vorbereitungs- und Laufzeit von ihm und seinen Studierenden betreut und inhaltlich ausgestaltet.

Anlässlich dieser Ausstellung wurde zudem der Runde Tisch ins Leben gerufen. Um die Stimmenvielfalt unserer Gesellschaft in die Museumsarbeit einzubeziehen, kommen hier Botschafter*innen zusammen, die eine diverse Stadtgesellschaft repräsentieren und mit Vertreter*innen der Kunsthalle regelmäßig in ein ergebnisoffenes Gespräch gehen.

Künstler*innen:

Marina Abramović, Saâdane Afif, Anni Albers, Diane Arbus, Armando, Hans (Jean) Arp, Yto Barrada, Georg Baselitz, Max Beckmann, Rudolf Belling, Julius Bissier, Katinka Bock, Peter August Böckstiegel, Monica Bonvicini, Shannon Bool, Katharina Bosse, Louise Bourgeois, Vera Brüggemann, Peter Brüning, Daniel Buren, Teresa Burga, Michael Buthe, Reg Butler, Heinrich Campendonk, Marc Chagall, Sandro Chia, Salvador Dalí, Willem de Kooning, Robert Delaunay, Sonia Delaunay-Terk, Christa Dichgans, Friedrich Diehl, Otto Dix, Jason Dodge, Marlene Dumas, Herbert Ebersbach, Nicole Eisenman, Max Ernst, Conrad Felixmüller, Peter Fischli und David Weiss, Anne Flore, Lucio Fontana, Wolfgang Fräger, Günter Frecksmeier, Simon Fujiwara, Dani Gal, Peter Gallaus, Henri Gaudier-Brzeska, Otto Gleichmann, Erwin Graumann, Herbert Wilhelm Häfner, Richard Haizmann, Lena Henke, Eduard Herterich, Charline von Heyl, Sheila Hicks, Ludwig Hirschfeld-Mack, David Hockney, Ferdinand Hodler, Gerhard Hoehme, Karl Hofer, Sofia Hultén, Allen Jones, Wassily Kandinsky, Annette Kelm, Anselm Kiefer, Esther Kläs, Jürgen Klauke, Max Klinger, Guitou Knoop, Benita Koch-Otte, Käthe Kollwitz, Wilhelm Laage, Josua Leander Gampp, Fernand Léger, Wilhelm Leibl, August Macke, Goshka Macuga, Franz Marc, Gerhard Marcks, Louis Marcoussis, Agnes Martin, André Masson, Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff, Rita McBride, Hans Meyboden, Karl Heinz Meyer, Christiane Möbus, Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker, László Moholy-Nagy, Henry Moore, Matthias Müller, Gabriele Münter, Louise Nevelson, Olaf Nicolai, Simone Nieweg, Emil Nolde, Adolf Oberländer, Anna Oppermann, Theo Ortmann, A. R. Penck, Pablo Picasso, Werner Pöschel, Charlotte Posenenske, Veronika Radulovic, Arnulf Rainer, Man Ray, Germaine Richier, Gerhard Richter, Christian Rohlfs, Ulrike Rosenbach, Lars Rosenbohm, Georges Rouault, Ulrich Rückriem, Salvo, Karin Sander, Jörg Sasse, Lo Savio, Julia Scher, Oskar Schlemmer, Karl Schmidt-Rottluff, Georg Schrimpf, Katharina Sieverding, Tony Smith, Robert Smithson, Giuseppe Spagnulo, Hermann Stenner, Irma Stern, Hiroshi Sugimoto, Sophie Taeuber-Arp, Rago Torre-Ebeling, Hans Uhlmann, Not Vital, Heinrich Vogeler, James Welling, Erwin Wendt, Stephen Wilks, Fritz Winter

In Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Prof. Dr. Timo Skrandies)

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Die Ausstellung wird gefördert von:

Schwarz-weiß Logo, linksbündig der Name der Institution und rechtsbündig das Wappen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.
Schwarz-weiß Logo, linksbündig erst das Logo der Sparkasse, ein dickes S mit einem Punkt oben drüber. Rechts daneben in sans serif geschrieben: Stiftung der Sparkasse Bielfeld.

Gallerie

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Installationsansicht: Simon Fujiwara, Once Upon a Who?, Esther Schipper, Berlin, 2022 Courtesy the artist und Esther Schipper, Berlin Foto © Andrea Rossetti
Aus der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld:Marlene Dumas, Helena’s Dream, 2008
Aus der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld: Marlene Dumas, Helena's Dream, 2008
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Theo Ortmann, Liebespaar mit Gasmasken, o.J., Kreide, Pastell auf schwarzem Papier, 25 x 19 cm, Kunsthalle Bielefeld, Foto: Philipp Ottendörfer
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Simon Fujiwara Who are the Two Liberated Femmes Running the Beach?, 2023 Acrylic, charcoal and pastel on canvas 180,3 x 250,5 cm (unframed) 205,5 x 275,5 x 6,1 cm (framed) Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul Photo © Jörg von Bruchhausen
Länglices Bild hochkant. Von oben nach unten sind drei große Kreise gestapelt, die wiederum aus jeweils zwei verschiedenfarbigen Hälften bestehen. Im mittleren Kreis ist in rot ein Tierkopf eingezeichne, er erinnert an einen Bären oder eine Maus. Über alles gelet ist ein Band aus einer dicken schwarz-weißen Wellenlinie. In jedem ihrer Täler ein Kreis mit weißer und schwarzer Hälfte.
Simon Fujiwara, Who’s Whoseum of Bielefeld? [Whos Whoseum Bielefeld?], 2024 Inkjet print, Kohle und Pastell auf Papier Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul
Eine kleine goldene Skulptur, die eine gerundete und in die länge gezogene organische Form bildet. Sie errinnert an eine Kartoffel.
Hans (Jean) Arp, Songe de hibou (Eulentraum), 1937/38, Bronze, Ex. 2/3, Kunsthalle Bielefeld, Dauerleihgabe der Staff Stiftung, Lemgo, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024/25, Foto: Ingo Bustorf
Eine kleine goldene Skulptur, die eine gerundete und in die länge gezogene organische Form bildet. Sie errinnert an eine Kartoffel. Dicke schwarze Striche erweitern die Skultpru zu einem Gesicht von einem Wesen, dass an einen Bären oder eine Maus erinnert und seine lange Zunge weit hinaus streckt.
Who's Arp's Owl?, 2024, Digitale Zeichnung auf Archivfoto, Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers, Foto der Skulptur: Ingo Bustorf
Fujiwara Greta
Simon Fujiwara, Who‘s Fridays for Future?, 2024, Druckfarbe auf Papiercollage, 149,8 x 104,9 cm (ungerahmt) Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul Foto: © CHROMA
Georg Baselitz Arbeit auf PapierSammlung Kunsthalle Bielefeld
Georg Baselitz Arbeit auf Papier Sammlung Kunsthalle Bielefeld
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Simon Fujiwara Who is the Thinker?, 2021 Kreide, Pastell und Tintenstrahldruck auf Papier 66,5 x 53,8 x 3,5 cm (gerahmt) Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul Foto: Kristien Daem
Rodin Douleur
Aus der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld: August Rodin, La Douleur, Souvenir a Eleonora Duse (Der Schmerz), vor 1904
Beckmann Mutter mit spielendem Kind 1946
Max Beckmann Mutter mit spielendem Kind, 1946 Öl auf Leinwand, 80,5 x 150 cm Sammlung Kunsthalle Bielefeld
Altertümlich wirkendes Laborgerät. Ein Gestell, an dem oben und unten ein Schlauch hängen. Der Fuß ist aus Holz, der Rest glänzt golden. Um das Gerät herum hängen tropische große, grüne Blätter an allen Bildkanten.
Annette Kelm, Helmholtz Sirene, 2017, Archivpigmentdruck, gerahmt Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul, Foto © Annette Kelm
Foto der Kunsthalle Bielefeld vom Haupteingang aus. Vor diesem steht eine gezeichnete Figur. Sie hat einen menschlichen Körper, aber einen Kopf, der an eine Maus oder einen Bären erinnert. Vor ihr eingezeichnet fließt etwas gelbes auf dem Boden. Vom Dach der Kunsthalle herunter schaut ein riesiger Kopf desselben Wesens. Seine lange Zunge schwingt vor dem Gebäude und von ihr und dem ganzen Dach tropft die gelbe Flüssigkeit.
Simon Fujiwara, Who’s Whoseum of Bielefeld? [Whos Whoseum Bielefeld?], 2024 Inkjet print, Kohle und Pastell auf Papier Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul